Station: [17] Nationalsozialismus
M: Der Nationalsozialismus begeisterte viele Menschen in Waltrop genauso wie in anderen Teilen Deutschlands. So hatte man sich nach der Machtübernahme der Nazis auch hier schnell auf die neuen Machthaber eingestellt: Der Gemeindeplatz wurde in „Adolf-Hitler-Platz“ umbenannt.
M: In diesem Raum wollen wir an diese Zeit erinnern und an die Folgen anderer Kriege. Dazu sehen Sie Dokumente, Erinnerungen an die gefallenen Soldaten im 1. Weltkrieg, preußische Grenadiermützen und ein preußisches Füsilier-Seitengewehr aus dem Krieg 1870/71.
F: Auch die jüdische Bevölkerung in Waltrop litt unter dem Nazi-Regime. Stellvertretend für ihr Schicksal erzählen wir Ihnen die Geschichte der Marta Baum, die mit ihrem Mann Jacob drei Söhne hatte. Sie leiteten ein Textilgeschäft. Am 30. Januar 1933 hinderten die Nazis Kundinnen und Kunden daran, das Geschäft zu betreten. Später wurde es auf Druck der NSDAP zwangsversteigert. Letztendlich musste die Familie fliehen. Den Söhnen gelang die Flucht, Marta Baum jedoch wurde 1942 nach Polen deportiert. Vermutlich wurde sie in einem Lager getötet. Ihr Schicksal ist nicht ganz geklärt, ebenso wie das ihres Mannes Jacob.
M: Berührend ist das Gemälde „Die Madonna von Stalingrad“, direkt gegenüber dem Eingang. Gemalt hat es der Pfarrer, Arzt und Künstler, Dr. Kurt Reuber auf der Rückseite einer russischen Landkarte, als er 1942 vor Stalingrad eingekesselt war. Er starb im Alter von 37 Jahren in russischer Kriegsgefangenschaft.
F: Aufschlussreich ist auch die Feldpost, die zwischen Eltern und Söhnen, Ehefrauen und Ehemännern sowie zwischen Geliebten verschickt wurde. Einige dieser Briefe können Sie hier lesen.
M: „Am Bahnhof sieht es heiter aus, Messmann ist abgebrannt, das Krankenhaus hat auch was abbekommen. So schlimm war es noch nie.“ 28. Januar 1943.
F: Eine schreckliche Tatsache für unsere Stadt war das Entbindungs- und Abtreibungslager Holthausen, von dem wir an der kommenden Station erzählen.
Fotos: © Trüpschuch und Heimatmuseum Waltrop