Station: [3] Kapelle, Beichtstuhl


In lutherischen Kirchen wurden bis in das 18. Jahrhundert hinein teilweise prachtvolle Beichtstühle errichtet. Ein Beispiel ist unser „wunderlich vergitterter Schrank“. Von solch einem Exemplar wird später noch Johann Wolfgang von Goethe erzählen. Eine Besonderheit dieser Beichtstühle ist, dass sie so mit der Kanzel verbunden waren, dass der Pfarrer direkt von ihr in den Beichtstuhl gehen konnte.

Von einem ähnlichen Beichtstuhl, der in der evangelischen Barfüßerkirche in Augsburg steht, erzählt Johann Wolfgang von Goethe:

„Aber als ich in das Barfüßer Chor hineintrat, mich den wunderlichen vergitterten Schränken näherte, in welchen die geistlichen Herren sich zu diesem Akte einzufinden pflegten, als mir der Glöckner die Tür öffnete und ich mich gegen meinen geistlichen Großvater in den engen Raume eingesperrt sah und er mich mit seiner schwachen, näselnden Stimme willkommen hieß, erlosch plötzlich alles Licht meines Geistes im Herzen, die memorierte Beichtrede wollte mir nicht über die Lippen. Ich schlug in der Verlegenheit das Buch auf, das ich in Händen hatte, und laß daraus die erste beste kurze Formel, die so allgemein war, dass ein jeder sie ganz geruhig hätte aussprechen können. Ich empfing die Absolution und entfernte mich weder warm noch kalt, ging den anderen Tag mit meinen Eltern zu dem Tische des Herrn und betrug mich ein paar Tage, wie es sich nach einer so heiligen Handlung wohl ziemte.“

Der Weg aus der Kapelle führt Sie durch den zweiten Torbogen in unseren wunderschönen Innenhof!

Alle Abbildungen: © Trüpschuch