Station: [9] mechanische Werke des 20. Jhd. - elektrischer Motoraufzug


Werfen Sie einen Blick auf das rostige Uhrwerk in der Fensternische. Rund 300 Jahre trennen dieses Werk mit seinen wurmstichigen hölzernen Walzen aus dem 17. Jahrhundert, von den Werken der Hersteller Korfhage und Meyer daneben im Raum.
Die Mechanik der Werke ist trotzdem im Wesentlichen gleich geblieben. Auch das rostige Uhrwerk aus dem Jahr 1690 besitzt ein Schlagwerk und ein Gehwerk mit Stundenanzeige. 
Einen Minutenzeiger hat es noch nicht gehabt, aber seit 1680 gab dieser auf den ersten Zifferblättern die Zeit noch genauer an.
 
Im 20sten Jahrhundert ging es den Uhrmachern und Fabrikanten vor allem um die Verbesserung der Ganggenauigkeit und Vereinfachung der Handhabung. Eine Uhr sollte laufen, ohne dass man sie ständig aufziehen musste. Denn auch das blieb über die Jahrhunderte gleich: der Antrieb der Uhren erfolgte über Gewichte, die immer wieder mühsam auf die Walzen gekurbelt werden mussten. 
Mit der fortschreitenden technischen Entwicklung hielt auch der elektrisch betriebene Motoraufzug Einzug in die Uhrwerkfabrikation. Unter dem schwarzen Uhrwerk mit dem blauen Gestänge der Firma Korfhage und Söhne befindet sich ein elektrisch betriebener Motoraufzug. Und das Beste: er funktionierte voll automatisch. Dafür war ein kleiner Quecksilberschalter verantwortlich, der hier an das blaue Gestänge montiert ist. 
Neigte sich das Schalterröhrchen mit dem Quecksilber nach links, schloss das Quecksilber den elektrischen Kontakt und der Motor zog automatisch die Gewichte wieder nach oben. 
Nach diesem Vorbild wurden viele Uhrwerke in den Kirchen und öffentlichen Gebäuden umgerüstet und das tägliche oder wöchentliche Aufziehen von Hand hatte ein Ende.
Auch in der mechanischen Entwicklung der Turmuhrgeschichte gab es immer wieder Verbesserungen. Eine kam aus Magdeburg von dem Uhrenhersteller Meyer: Schauen sie sich das Pendel der grauen Turmuhr ganz links an. Anders als bei allen anderen Pendeln fehlt hier die kleine Metallfeder als schwingende Aufhängung des Pendels. Diese Federn sind sehr empfindlich um den Schwingwiderstand des Pendels möglichst gering zu halten. Der Uhrenhersteller Meyer hat das Problem anders gelöst und sich seine Idee beim deutschen Reichspatentamt patentieren lassen: Pendel und Ankerwelle sind bei der Meyer-Uhr fest verbunden. Die Ankerwelle liegt bei Meyer in einem Kugellager, so kann das Pendel ohne Widerstand schwingen. Das letzte gefräste Ankerrad aus dem Hause Meyer hat der Inhaber dem Museum zur Eröffnung vermacht. 
Übrigens auch in der St. Petri Kirche in Seehausen befindet sich eine Meyer-Uhr von 1947. 
Die nächste Station befindet sich gleich neben der Eingangstür neben dem hölzernen Standuhrgehäuse.

Fotos: © Martina Bosse