Station: [5] Wandbild und Uhrwerk
Der Betrieb der Turmuhr erforderte vor allem eines: Eine gute Kondition. Bis ins 20ste Jahrhundert funktionierten die meisten Werke mit Handaufzug. Je nach Werk, mussten die Turmuhren einmal am Tag oder einmal pro Woche mit der Kurbel oben im Kirchturm aufgezogen werden.
Diese Arbeit übernahm in den vergangenen Jahrhunderten meistens der Türmer. Er hielt oben im Kirchturm Ausschau und gab Signal wenn Feuer ausbrach oder in Kriegszeiten feindliche Truppen anrückten. Außerdem war es sein Job, sich um das Turmuhrenwerk zu kümmern, die Gewichte aufzuziehen und die Ganggenauigkeit des Uhrwerks zu prüfen.
Dabei half das kleine Kontrollzifferblatt, das direkt am Werk befestigt ist, so wie hier bei diesem tschechischen Werk aus dem Anfang des 20. Jahrhunderts. Dieses Kontrollzifferblatt lief synchron zu dem großen Zifferblatt außen am Kirchturm. Ging die Kontrolluhr vor oder nach, genügte eine kleine Korrektur des Türmers mit Blick auf das kleine Zifferblatt und auch die Zeiger draußen am Turm zeigten wieder die richtige Zeit an.
Die große Zeichnung oben an der gegenüberliegenden Wand erklärt die Verbindung von Uhrwerk, Zifferblättern und Glocken im Kirchturm: Das Turmuhrwerk mit seinen drei Werken befindet sich auf der mittleren Höhe des Turms. Die Werke rechts und links geben als Schlagwerke die Viertelstunden und die vollen Stunden an. Genauso wie bei diesem tschechischen Werk.
Einige Meter höher befinden sich die beiden Glocken, die per Seilzug mit den Schlagwerken verbunden sind. Ganz oben am Turm sind die Zifferblätter angebracht.
Zwischen dem Uhrwerk und den Zifferblättern befindet sich eine Verbindung durch eine lange Stange, die hier als eine kräftige schwarze vertikale Linie eingezeichnet ist.
Diese Stange ist die Königswelle, die das Uhrwerk mit dem Zifferblatt verbindet. Die Königswelle führt vom Uhrwerk in dem Kirchturm hoch bis auf das Zentrum der Zifferblätter. Von dort lenkt ein Winkelgetriebe mit horizontalem Gestänge die Kraft des Räderwerks direkt auf die Zifferblätter. Über die Königswelle kann ein einziges Uhrwerk die Zifferblätter in alle vier Himmelsrichtungen ansteuern.
Je größer ein Werk, desto mehr Kraft kann es auf die Welle ausüben. In der nächsten Station sehen Sie verschiedene Werke der Firma Weule in ganz unterschiedlichen Größen.
Fotos: © Martina Bosse