Station: [100] Pfarrkirche St. Petri
Stolz ragen die Türme der St. Petri Kirche in den Himmel. Als Wahrzeichen der kleinen Hansestadt Seehausen sind sie bereits kilometerweit aus der Ferne zu sehen.
Können Sie sich vorstellen, dass sich im Inneren des Nordturms einst ein kleiner Bauernhof in luftiger Höhe befand? Aber der Reihe nach:
Ende des 12. Jahrhunderts wurde die St. Petri-Kirche als romanische Basilika erbaut. Aus der Zeit stammt auch das außergewöhnliche Backsteinportal.
Durch einen Umbau in eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche befindet sich das Portal mittlerweile im Inneren hinter der neugotischen Westfassade aus dem 15. Jahrhundert. Bei diesem Erweiterungsbau sind auch die beiden Türme entstanden, jeder 62 Meter hoch.
Im Nordturm der Kirche lebte einst der Türmer von Seehausen. Der kleine Bauernhof mit Hühnern, Schafen und anderen Tieren, versorgte ihn mit allem, was er zum täglichen Leben brauchte.
Hauptsache, der Türmer blieb auf dem Turm, und das am Besten rund um die Uhr. Selbst Kinder wurden in der Türmerwohnung geboren.
Seine Aufgabe war es, die Stadt vor drohenden Gefahren zu warnen. Neben dem möglichen Angriff feindlicher Truppen fürchtete man sich vor allem vor Feuer. Brannte es in der Stadt, warnte er mit einem Trompetensignal und schwang die rote Fahne, brannte es im Umland schwang er die weiße Fahne. 270 Jahre ging das so, bis 1958 der letzte Türmer sein Amt beendete. Die ehemalige Türmerwohnung kann man heute besichtigen.
Die Arbeit auf dem Kirchturm hat jetzt ein anderer Seehäuser übernommen. Der Uhrmacher Günter Haut, denn das wöchentliche Aufziehen des großen Turmuhrwerks gehörte früher ebenfalls zu den Aufgaben des Türmers.
Uhrmacher Haut übernimmt den Job gern, schließlich faszinieren ihn die großen mechanischen Turmuhrwerke bereits sein Leben lang. Zusammen mit dem Seehäuser Turmuhrenverein gründete er das Turmuhrenmuseum Seehausen in der Mühlenstraße 48.
Es ist wahrscheinlich Norddeutschlands größtes Turmuhrenmuseum, mit 85 mechanischen Uhrwerken aus drei Jahrhunderten. Geöffnet am Wochenende, samstags von 10 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, sonntags von 14 bis 16 Uhr. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.
Fotos: © Martina Bosse