Station: [58] Die grüne Sahara


Ich bin ja nur ein kleines Kamel, aber ich erinnere mich, dass meine Ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter erzählt hat, dass ihre Ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter aus seltsamen Zeiten berichtete: Sie behauptete, die Wüste Sahara sei nicht immer eine Wüste gewesen, sondern eine grüne Landschaft, in der viele Menschen und Tiere lebten. Und die Ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter meiner Ur-ur-ur-ur-ur-Großmutter behauptete außerdem, die legendäre Kamelstute Fakrou gekannt zu haben.

Was? Du kennst Fakrou nicht? Die Kameldame aus früheren, vergangenen Zeiten? Dann kommt jetzt und hier ihre Geschichte. Hör gut zu:

Damals im Aïr, an den Anfängen der Welt oder zumindest nahe an den Anfängen der Welt, kannten die Menschen keine Sorgen. Der Aïr war das Paradies auf Erden, eine einzige fruchtbare Weide, auf der Fakrou weidete, eine Kamelstute. Fakrou ernährte alle Menschen. Jeder konnte kommen und sie melken. Ja, man erzählt sogar, dass sich die Wadis, die trockenen Flusstäler, mit Milch füllten und die Leute nur ihre Becher füllen mussten, um satt zu werden. Alle lebten allein von der Milch Fakrous.

Ein alter Mann hütete die Kamelstute. Er saß oben auf dem Berg und hatte sie immer im Blick. Eines Tages aber hatte ein Schmied großen Appetit auf Fleisch. Er fand jedoch kein Tier, das er essen konnte und so beschloss er, Fakrou zu schlachten. Während er den Alten ablenkte, töteten seine Freunde die Kamelstute. Als ein Tropfen Blut auf die Erde fiel, verwandelte sich auf einmal alles. Überall lag Fleisch und alle aßen, bis sie satt waren. Jeden Tag. Denn Milch gab es nun nicht mehr.

Eines Tages nahm eine Schmiedefrau einen kleinen Knochen, um mit ihm – einer Knochennadel – ihren Rock zu flicken, den ihr Kind im Spiel zerrissen hatte. Als sie fertig war, warf sie die Nadel zu Boden, auf das Fleisch, das da überall herumlag. In dem Moment, in dem der Knochen auftraf, verwandelte sich alles Fleisch in Stein und Kiesel. Fleisch, Milch, Weiden, alles war verschwunden. Von jetzt an begann die Zeit des Mangels, des Hungers und der Leiden unter den Bewohner der Wüste.

Und aus der Zeit, bevor Fakrou geschlachtet wurde, aus dieser Zeit sollen die Felsenbilder stammen, die du hier siehst. Aber ob ich das wirklich glauben soll? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, die Wüste eine einzige grüne Oase? Seltsam!

Ja, es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde als ein dummes Kamel und ein knöcheriger Dinosaurier sich vorstellen könne.

Hast du das gehört?

Das ist ja unerhört!

Wer das wohl war?

Ich natürlich! Hier drüben, ihr müsst weitergehen, ganz hinten an der Vitrine, links.

Hinten an der Vitrine, links. Lass uns mal hingehen, und sehen, wer da so frech zu uns ist!

Ich bin es, der Nkisi, mit den vielen Nägeln.