Station: [56] Das Tanaghilt oder Agadez-Kreuz, Niger
Ein filigranes Kreuz mit fein auslaufenden Spitzen und einer großen Öffnung, die fast wie ein Auge erscheint. Ist es ein Amulett? Ein religiöses Zeichen?
Ursprünglich soll das Tanaghilt ein Männerschmuck gewesen sein, den der Vater seinem Sohn übergab, sobald dieser das Heiratsalter erreicht hatte. Der Vater sagte dazu: „Mein Sohn, ich schenke dir die vier Ecken der Welt, weil man nie weiß, wo man sterben wird.“
Das Tanaghilt besteht in der Regel aus 833er Silber und wurde oft aus einem Maria-Theresien-Taler gefertigt. Die schwere Silbermünze war bis 1858 gesetzliches Zahlungsmittel im Habsburgerreich und in mehr als 350 Millionen Exemplaren weltweit im Umlauf. Arabische Zwischenhändler sorgten dafür, dass sich der Taler praktisch in der gesamten islamischen Welt verbreitete. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein war er anerkanntes Zahlungsmittel in weiten Teilen Afrikas und Asiens bis in den Indischen Raum.
Das Tanaghilt wird auch „Agadez-Kreuz“ genannt – eine Bezeichnung, die allerdings von den Franzosen und nicht aus der Berbersprache stammt. So gibt es auch Interpretationen, die besagen, dass dieser kleine Anhänger die militärischen Orden der französischen Offiziere nachahme. Er könnte auch ein Symbol für einen Echsenschwanz sein oder ein Phallussymbol oder eine Variation des altägyptischen Ankh, des Symbols für das Leben. Vielleicht ist es auch ein Schutz gegen den bösen Blick? Viele Interpretationen, viele Geschichten. Und das sind nur ein paar davon.