Station: [55] Wie kommt die NHG nach Georgien?
Die heutige Abteilung für Archäologie des Auslands war ausschließlich für die Erforschung der jordanischen Stadt Petra gegründet worden. Entsprechend hieß sie damals Abteilung für Petraforschung.
Als in den 1990ern das Engagement in Jordanien etwas zurückgefahren wurde, suchte man eine neue Ausgrabung. Vielversprechend erschien eine Kooperation mit dem Stadtmuseum Skopje in Mazedonien. 1997 wurde im antiken Scupi ein Teil des römischen Theaters freigelegt, die Zusammenarbeit endete jedoch nach dieser ersten Kampagne.
Erst 2004 ergab sich eine weitere Grabungsmöglichkeit. Das Bildungszentrum Nürnberg hatte eine Studienreise nach Georgien unternommen und bei der Besichtigung einer Ausgrabung Kontakt zu deren Leiter bekommen, einem Professor der Universität Tiflis. Dieser war auf der Suche nach Kooperationspartnern und stellte ein gemeinsames Projekt in Aussicht. Im August 2004 reiste die NHG zum ersten Mal nach Georgien, genauer gesagt nach Atskuri, einem Städtchen im Kleinen Kaukasus.
Georgien hatte zu dieser Zeit noch mit den Folgen der Loslösung von Russland und der daraufhin gekappten Versorgung zu kämpfen. Nachdem wir am ersten Grabungstag unsere Schnitte eingemessen hatten, waren am nächsten Morgen sämtliche Eisennägel verschwunden, mit denen wir unsere Schnüre verspannt hatten – einfach, weil es zu der Zeit keine gab!
Doch gleichzeitig lernten wir aber die berühmte georgische Gastfreundschaft kennen. Unsere Kollegen bemühten sich nach Kräften, es uns an nichts fehlen zu lassen.
Nach Atskuri waren wir auf der Suche nach der antiken Stadt Phasis und seit 2016 beteiligen wir uns an der Grabung auf dem Grakliani Gora nahe Tiflis.
Der Professor, der 2004 die erste Kooperation vorschlug, war Vakhtang Licheli. Er ist heute Leiter des Instituts für Archäologie der Universität Tiflis und nicht nur geschätzter Kollege, sondern auch ein guter Freund. Wir arbeiten immer noch zusammen.