Station: [51] Hinter der Maske
Unter dieser Maske mit Blätterumhang steckte zu bestimmten Zeiten ein Mensch. Doch sobald dieser Mensch das den ganzen Körper verhüllende Kostüm trug, war er nicht mehr er selbst, sondern er verkörperte einen Tago, einen Ahnengeist.
Die Tago-Masken waren auf Tami beheimatet, einer kleinen Inselgruppe vor der Nordostküste von Papua-Neuguinea. Die Bewohner der Inseln erklärten sich die Herkunft der Tago-Geister auf verschiedene Weisen. Sie seien, so die Überlieferungen, gemeinsam mit dem Dorf entstanden. Oder sie seien durch Heiratsbeziehungen von der Insel Neubritannien gekommen.
Im Gegensatz zu unseren jährlich wiederkehrenden Festen, traten die Tago aber nur alle 10 bis 12 Jahre öffentlich in Erscheinung. Dann dauerte die Tago-Zeit aber ungefähr ein Jahr. In diesem Jahr fanden nächtliche Maskentänze statt und die Tago streiften zu verschiedenen Tageszeiten einzeln oder in Gruppen durch das Dorf. Allerdings: Die Tago sprachen nicht. Mit den Menschen verständigten sie sich nur durch Gesten: Nicken oder Kopfschütteln.
Jeder Tago hatte ein charakteristisches Aussehen und einen eigenen Charakter. Einige von ihnen waren regelrecht gefürchtet. Frauen und Kinder flüchteten, sobald sie die Masken sahen. Aber auch Männer konnten mit Steinen und Früchten beworfen werden.
Jede Familiengruppe – also jeder Clan – besaß einen oder zwei Tago. Die Familien verpflegten die Geister in der Tago-Zeit. Und beim Abschiedsrundgang zur Beendigung der Tago-Zeit trug ihnen ein Mann der Familie kleine Geschenke hinterher.
Bis zum nächsten Auftauchen 10 Jahre später wurden die Masken in einer Hütte im Wald aufbewahrt. Dieser Teil des Waldes durfte von Frauen nicht betreten werden. Ihnen drohte die Todesstrafe, wenn sie das Geheimnis der Tago entdeckten. Grundsätzlich war aber die Zeit, in der die Tago auftraten, eine Friedenszeit, in der alle Streitigkeiten zu ruhen hatten.
Das letzte Tago-Fest auf Tami in seiner ursprünglichen Form wurde 1895/96 gefeiert.