Station: [38] Frau der Urnenfelderkultur


Mitte des 20. Jahrhunderts fand man in der Glockengasse in Weißenbrunn, im Landkreis Nürnberger Land, das Grab einer reichen Frau aus dem 12. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Die Tote war als Körperbestattung in einer sorgfältig gebauten Steinkiste niedergelegt worden. Für das Jenseits waren ihr ein Etagengefäß und reicher Schmuck mitgegeben worden. Eine aufwändige Plattenfibel hielt das Gewand zusammen, ein Doppelspiralanhänger und ein Spiralring ergänzten die wertvolle Ausstattung. Angesichts des aufwändigen Grabbaus und der reichen Ausstattung gehörte sie möglicherweise zur gehobenen Gesellschaftsschicht.

In der Bronzezeit finden sich die Siedlungen vermehrt auf markanten Höhen, die Grabausstattungen sind aufwändig. Darin sieht die Forschung einen Zusammenhang: 

Sie interpretiert, dass auf den Höhen die gesellschaftlichen Eliten siedelten, die durch Reichtum, Familienzugehörigkeit oder eine abgesicherte Gefolgschaft an der Spitze der damaligen Gesellschaft standen. Sie hatten die Möglichkeit, über Handel und Fernkontakte auf begehrte Waren zuzugreifen und die Handelswege zu kontrollieren. Ackerbau und Viehzucht, die die Eliten versorgten, wurden im Umland betrieben.

Diese Eliten lassen sich an den reichen Bestattungen identifizieren. Sie liegen rund um den Höhensitz und nehmen somit Bezug auf den ehemaligen Wohnort der Bestatteten. Für die Bestattung von Weißenbrunn könnte das der nahegelegene Moritzberg sein. Die Macht würde sich dann im Reichtum des Grabes widerspiegeln – also in der Möglichkeit, der Gesellschaft Werte zu entziehen und dauerhaft für das Jenseits bereit zu stellen, um auch hier den Anspruch der Bestatteten auf ihre Stellung zu untermauern.