Station: [34] Die Jungsteinzeit


Ab der Mitte des 6. Jahrtausends vor unserer Zeit findet in Europa der wahrscheinlich nachhaltigste Umbruch in der bisherigen Menschheitsgeschichte statt: die auf Ackerbau und Viehhaltung gestützte Lebensweise, die die Errichtung und den Unterhalt fester, dauerhaft bewohnter Ansiedlungen voraussetzt. Im Nahen Osten sind die Menschen bereits seit über 12.000 Jahren sesshaft, im 6. Jahrtausend findet diese Lebensweise auf dem Weg über Südost- und Westeuropa Eingang in die Region nordwärts der Alpen.

Archäologisch macht sich diese Entwicklung an einer großen Zahl ortsfester Siedlungen fest. Und sie geht mit einer ganzen Reihe kultureller und technischer Neuerungen einher. Landwirtschaft und Viehzucht bilden ab jetzt die wesentliche Wirtschaftsgrundlage. Für die Verwendung im Haushalt werden Keramikgefäße verschiedener Form und Funktion benötigt und produziert. Es gibt Hinweise auf eine schon recht weit entwickelte Zimmermannstechnik. Als Zeugnisse dieser Tätigkeit finden sich in den Siedlungen zahlreiche geschliffene Steinbeile und Steindechsel. Die ortsfeste Lebensweise ermöglicht auch erstmals die Anlage fester, über Generationen belegter Bestattungsplätze.

In dieser Zeit beginnen die Menschen, ihre natürliche Umwelt durch Rodung, Anlage und Bewirtschaftung von Feldern, Nutztierhaltung und Weidewirtschaft nachhaltig zur Kulturlandschaft umzugestalten. Auch der Materialbedarf steigt.

Bis in die erste Hälfte des 3. Jahrtausends vollzieht sich in einem langwierigen Prozess der Wandel von rein bäuerlichen, homogenen Gemeinschaften zu einer deutlich hierarchisch strukturierten Gesellschaft. Siedlungen in Schutzlagen zeugen von Spannungen zwischen verschiedenen Gruppen. Erste regionale Eliten dürften zu Macht und Einfluss gekommen sein. Angesichts des Bedarfs an bestimmten Rohmaterialien schufen diese Eliten mit der Zeit weit gesponnene Handelsnetze, über die auch spezialisiertes Wissen verbreitet wurde.