Station: [27] Der Ries-Krater


Mitten im schwäbisch-fränkischen Jura befindet sich eine ungewöhnliche, nahezu kreisförmige Senke mit einem Durchmesser von etwa 25 km: das „Nördlinger Ries“. Lange hielt man es für einen Vulkankrater. Erst im Jahr 1961 fanden amerikanische Forscher winzige, durch extrem hohen Druck veränderte Minerale. Damit war der Nachweis gelungen, dass dieser Krater beim Einschlag eines großen Meteoriten entstanden sein musste.

Das Fehlen jeglicher greifbarer Meteoritenreste war lange Zeit ein Grund für die Ablehnung der Einschlagstheorie. Doch inzwischen ist klar, dass die bei einem Aufschlag umgesetzte Energie mit der Größe des Meteoriten zunimmt und daher gerade bei großen Einschlägen der ganze Körper verdampft.

Der Ries-Einschlag hat alle für einen größeren Meteoriten-Krater charakteristischen Zeugnisse hervorgebracht. So trifft man auf ein wildes, unsortiertes Gemenge von oberflächennah ausgeworfenen Gesteinen: die Bunte Brekzie.

Die aus tieferen Bereichen des Aufschlags stammenden Gesteine sind hingegen zu einem Teil verdampft, zu einem anderen aufgeschmolzen oder durch den Schock bis in ihr Kristallgitter hinein zerbrochen worden. Dieses Gestein hat den Namen „Suevit“ – zu deutsch „Schwabenstein“ – erhalten. Der Begriff wird inzwischen weltweit für Impaktgesteine dieser Art benutzt. Besonders charakteristisch sind die einstigen Schmelzfetzen, „Flädle“ genannt. Sie haben ihre langgestreckte Form beim Flug durch die Luft erhalten.

Durch die Streuung der Schockwellen konnten im Gestein auch die „Strahlenkegel“ genannten Formen entstehen. Solche Funde gelten ebenfalls als Kennzeichen eines Meteoriten-Einschlags.

Ein weiteres Zeugnis großer Impaktereignisse sind weit verstreute Schmelztropfen. Diese grünlichen, glasartig erstarrten Partikel sind beim Ries-Einschlag bis ins heutige Tschechien geschleudert worden. Nach dem Fundgebiet an dem Fluss Moldau hat man diese Gläser „Moldavite“ genannt.

Nach dem Einschlag entstand im Krater ein See. Vor allem die dort im Uferbereich gebildeten Kalke sind reich an Fossilen. Die Funde belegen, dass in die durch den Einschlag verwüstete Landschaft schon bald wieder Leben zurückkehrte.