Station: [17] Nabatäische Häuser
Im Gegensatz zu den öffentlichen Bauten wie Tempeln, Gräbern oder dem Theater mit ihren prachtvollen Fassaden hat die Erforschung von Wohnhäusern lange eine untergeordnete Rolle gespielt. Petra wurde teilweise sogar als eine Stadt der Toten und der Götter bezeichnet, in der niemand außer den Priestern wohnte.
Tatsächlich finden sich aber Siedlungsspuren, die mehrere Jahrhunderte vor unsere Zeitrechnung zurückreichen. An Pfostenlöchern in Terrassierungen und Nivellierungen des Geländes erkennt man, dass es in dieser Phase noch keine feste Bebauung gab. Wahrscheinlich standen hier vorübergehend zeltartige Strukturen.
Im Zuge der Sesshaftwerdung zwischen dem vierten und ersten Jahrhundert vor unserer Zeit errichteten die Nabatäer erste kleine Gebäude. Ein Team der Naturhistorischen Gesellschaft hat ein kleines Haus dieser Epoche ausgegraben. Dessen Wände bestanden aus unbehauenen Steinen und der Boden aus gestampftem Lehm. Das Innere diente nur zum Schlafen und Zubereiten der Mahlzeiten; das Alltagsleben spielte sich vorwiegend im Freien ab.
Die meisten dieser kleinen Gebäude wurden später erweitert oder durch größere Bauten ersetzt. So entstanden zum Beispiel zweistöckige Gebäude. Die Wohnräume im Obergeschoss besaßen stuckierte und bemalte Wände sowie einen Boden aus Steinplatten. In den Nutz- oder Arbeitsräumen im Erdgeschoss fanden sich Reste einer Ölpresse zur Herstellung von Olivenöl. Außerdem versorgte eine Zisterne die Bewohner mit Trinkwasser.
Im Laufe der Zeit entstanden noch großzügigere Villen mit prächtig geschmückten Banketträumen, Mosaiken auf den Fußböden und Marmorverkleidungen an den Wänden.
Neben den gebauten Häusern gab es auch schmucklose Höhlenwohnungen, die aus einem oder mehreren in den Felsen gearbeiteten Räume bestanden. Nischen in den Wänden dienten als Ablagen oder zum Aufstellen kleiner Öllampen. Die Wandmalereien in diesen Höhlenwohnung sind oft besser erhalten als in den Ruinen der Wohnhäuser. Auch hier lassen sich gewerblich genutzte Räume von Wohnräumen unterscheiden.