Station: [11] Grabungen in Umm Saisaban


Die Wüstenstadt Petra ist sicherlich sie spektakulärste Grabung der Abteilung Auslandsarchäologie der Naturhistorischen Gesellschaft… aber bei Weitem nicht die einzige!

1983 entdeckte Manfred Lindner einen frühbronzezeitlichen Siedlungsplatz nördlich von Petra: Umm Saisaban. Er datiert etwa aus den Jahren 3.100 bis 2.700 vor unserer Zeitrechnung. 1988 leitete Lindner die ersten Ausgrabungen mit einem Team unserer Naturhistorischen Gesellschaft. Seit 2011 führt Prof. Hübner vom Institut für Biblische Archäologie der Universität Kiel die Grabungen.

Umm Saisaban ist eine kanaanäische Siedlung auf einem Höhenplateau, inmitten einer zum Teil vulkanischen Bergwelt. Tief eingeschnittene Wadis – ausgetrocknete Flusstäler – begrenzen das Plateau. Es teilt sich auf in einen östlichen und westlichen Teil: Der westliche wird begrenzt durch einen prägnanten Felsrücken, um den die Häuser gruppiert waren. Die Anlage war trotz Erosionen noch sichtlich erfassbar und konnte vollständig dokumentiert werden. Der Haustyp entspricht dem Arad-Haus einer zeitgleichen Stadt in der Wüste Negev, in Israel.

Unsere Ausgrabungen konzentrierten sich seit 2011 auf Haus 20 und 30, räumlich getrennt nur durch eine Gasse. Im Haus 20 wurden großformatige Keramikbruchstücke großer Vorratsgefäße gefunden, allerdings keine Kleingeräte für den täglichen Bedarf, wie beispielsweise eine ägyptische rechteckige Kosmetik-Schieferpalette. Dieser Fund stellt ein Prestigeobjekt dar und ist ein deutlicher Hinweis auf Handelsbeziehungen zu Ägypten.

Haus 30 wurde ebenfalls vollständig freigelegt. Eine architektonische Besonderheit weist auf eine herausgehobene Stellung des ehemaligen Besitzers: eine im Inneren an drei Seiten doppelstufig verlaufende steinerne Bank. Gefunden wurden außerdem: große Keramikgefäße, steinerne Gefäßdeckel, Reibschalen, Handmühlen, kleine Gefäße, Silex-Abschläge und ein Steingefäß aus Basalt.

Die Häuser waren nur temporär bewohnt, um Produkte aus saisonaler regenzeitlicher Landwirtschaft und Viehhaltung einzulagern. Der Ort wurde noch in vorgeschichtlicher Zeit leergeräumt, verlassen, zerstört und nicht wieder besiedelt.