Station: [9] Die ersten Nachkriegsjahre
Eine Tasse, eine Milchkanne, ein Schöpflöffel. Wenn Sie diese Geschirrteile in die Hand nehmen könnten, wären Sie erstaunt, wie schwer sie sind!
Kein Wunder! Sie sind aus übriggebliebenen Rüstungsrohlingen gefertigt!
Die große, konische Tasse ist Teil einer Panzerfaust, die Milchkanne ein Teil der Hülse einer Granate. Und auch die Emailfarben entsprechen den Farben, die man für Kriegserzeugnisse nutzte. Nach dem Ende des Krieges mangelte es an allem. Auch im Werk in Thale improvisierte man und verbrauchte, was noch da war.
Das Emailgeschirr war auch auf dem Schwarzmarkt beliebt: Man tauschte es gegen Lebensmittel oder auch gegen Kohlen.
Glücklicherweise wurde das Thalenser Werk nicht demontiert, sondern konnte die Produktion fortführen. 1946, schon ein Jahr nach dem Krieg, wurde es in eine SAG, eine „Sowjetische Aktiengesellschaft“ überführt. So sicherte sich die Sowjetunion den Einfluss auf das Werk, ohne der Produktion die Grundlagen zu nehmen.
Es ist die Zeit der „Verdienten Erfinder“, „Hervorragenden Neuerer“ und „Helden der Arbeit“. Die Wirtschaft der jungen DDR muss wieder angekurbelt, die Menschen motiviert werden. Im November 1949 spricht der Bergmann Adolf Henneke vor den Arbeitern in Thale. Hennecke hatte im Oktober 1948 eine Tagesnorm von 380 % geschafft und wirbt nun DDR-weit für die Aktivistenbewegung.
Einige Jahre nach Gründung der DDR ändert sich auch die Rechtsform des Eisenhüttenwerks: 1954 wird es von der SAG in einen VEB, einen „Volkseigenen Betrieb“, umgewandelt und bleibt es bis zum Ende der DDR im Jahr 1990.
Alle Abbildungen: © Hüttenmuseum Thale