Station: [23] Die Pulvermetallurgie
Neben dem Behälter- und Apparatebau wird bis heute ein weiteres Verfahren am Standort Thale praktiziert: die Pulvermetallurgie. Ab 1939 baute Friedrich Eisenkolb auf dem Thaler Werksgelände eine Forschungs- und Versuchsanstalt auf. Es ging nicht zuletzt um die Vorbereitung der Kriegsproduktion. So sollten zum Beispiel Granatführungsringe, die aus Bronze bestanden, aus billigeren Rohstoffen und mit einem effektiveren Verfahren hergestellt werden. Eisenkolb war erfolgreich.
Das Ausgangsmaterial bei der Pulvermetallurgie ist Eisenpulver, das anfänglich in sogenannten Hametag-Wirbelschlag-Mühlen hergestellt worden war und später, bis heute, durch Druckluft- oder Wasserverdüsung erzeugt wird. Das Eisenpulver wird meistens mit Legierungspulver vermischt und dann von oben in die Metallpresse gefüllt. Die Presse arbeitet mit kurzen Takten, das heißt, sie fertigt in kurzer Zeit große Stückzahlen an Formteilen, die über die Schräge aus dem Gerät transportiert werden.
Die gepressten Teile haben vorerst eine geringe Festigkeit. Diese wird erhöht durch eine sich anschließende Wärmebehandlung, das sogenannte Sintern. Dies geschieht in speziellen Öfen unter einer Schutzgasatmosphäre, wo die Teile bei Temperaturen von bis zu 1.200 Grad die geforderte Festigkeit erhalten. Nach dem Sintern werden die Teile oft noch kalibriert, also nachgepresst, um eine höhere Genauigkeit zu erzielen.
Wenn Sie sich umwenden, erhalten Sie einen kleinen Überblick über die einbaufertigen Bauteile, die zu DDR-Zeiten in Thale hergestellt worden sind: Beschläge, Schlösser, Lager, Nähmaschinenteile… und der Schließstern vom Trabant!
Alle Abbildungen: © Hüttenmuseum Thale