Station: [8] In der Krypta
Propst Isfried:
Ein ganz wichtiger Bereich unserer Kirche ist die Krypta. Sie liegt unter dem hohen Chor. Lass uns hinuntergehen.
Kind:
Das sieht aus wie eine … Kirche … in der Kirche. Was findet hier statt? Und warum ist der Raum so dunkel? Ich finde es ja ein bisschen unheimlich hier.
Propst Isfried:
Viele Klosterkirchen haben eine Krypta. Oft werden dort die Toten bestattet, also zum Beispiel die Chorherren. Oder Menschen, die Geld für den Bau des Klosters gestiftet haben. Aber bei uns sind solche Begräbnisse leider nicht möglich.
Kind:
Warum nicht?
Propst Isfried:
Wir sind zu nah an der Elbe. Wenn man hier nach unten gräbt, kommt sofort das Wasser. Der Grundwasserspiegel ist zu hoch. Also nutzen wir unsere Krypta für besondere Gottesdienste und zum Gedenken an die Toten. Die Dunkelheit erinnert uns an Tod und Finsternis, aber auch an unsere Rettung durch Gott. Lass uns einmal nach vorne gehen, ich möchte Dir dort noch etwas Besonderes zeigen. Eine Säule, die eine weite Reise hinter sich hat.
Es ist die letzte, vorne in der Mitte. Sie besteht aus Granit und stammt aus einem Steinbruch in Ägypten. Kannst Du Dir das vorstellen, Tausende von Kilometern von hier. Von dort ist sie vor vielen Jahrhunderten mit dem Schiff nach Rom gebracht worden, und war dort lange in einem Gebäude eingebaut. Dann hat unser Kaiser Otto sie nach Magdeburg gebracht, und von dort kam die Säule schließlich hierher. Oben, am Kapitell, siehst Du zwei böse Fabeltiere. Eines davon frisst einen Menschen auf. Wenn ich es ansehe, bin ich immer froh, dass Gott uns vor einer solchen Hölle bewahrt!
Foto: © Stiftung Kloster Jerichow