Station: [4] Kreuzgang


[Vor dem Parlatorium im Kreuzgang]

Kind:

Was ist mit meinen Geschwistern, mit meinen Eltern? Werde ich sie nicht mehr wiedersehen, wenn ich in das Kloster eintrete?

Propst Isfried:

Hier zum Kreuzgang, im Bereich der Klausur, ist Fremden der Zutritt verboten. Aber dicht neben dem Eingang hast Du die Möglichkeit, Deine Familie oder auch andere Gäste zu empfangen und auch mit ihnen zu sprechen.

Kind:

Wie gut! Dann können sie auch dafür sorgen, dass es mir im Kloster an nichts fehlt. (träumerisch) Sie können mir die Dinge mitbringen, die ich gerne esse. Oder mir schöne Gewänder schenken.

Propst Isfried:

Ich fürchte, da irrst Du Dich. Wir leben hier nach den Regeln des Heiligen Augustinus. Er sagte: „Nennt nichts Euer Eigen, sondern alles gehöre Euch gemeinsam.“ Wir wollen nicht, dass jemand mehr Macht hat, weil er mehr besitzt. Es spielt auch keine Rolle, woher unsere Chorherren kommen. Alle sind vor Gott gleich. Alle Geschenke und Gaben – auch die Deiner Eltern – gehören somit der Gemeinschaft.

Kind:

Was heißt das? … (ungläubig) Ich werde meinen ganzen Besitz mit allen teilen?

Propst Isfried:

Ja, aber Du wirst sehen, dass Dich Besitzlosigkeit von vielen Sorgen befreien wird.

Dass wir alles teilen, kannst Du gut an den einzelnen Räumen am Kreuzgang erkennen. Denn hier liegen alle wichtigen Räume des Klosters. Keiner von ihnen ist privat. Sie dienen alle der Gemeinschaft: Wir feiern gemeinsam Gottesdienst, essen zusammen, beschließen alles gemeinsam und schlafen sogar alle zusammen in einem Raum. Komm mit, ich zeige es Dir!

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow