Station: [20] Pfefferkraut statt Pfefferkorn


Propst Isfried:

Vor einigen Jahren kam ein Händler mit seinem Wagen hier durch. Er war auf dem Weg nach Lübeck und führte Gewürze aus Fernost mit sich. Seine kostbare Fracht hatte er mit dem Pferdekarren vom Hafen in Venedig über die Alpen bis hier nach Norden gebracht. Dann jedoch wurde er krank und musste eine Weile bei uns bleiben. Wir haben ihn gesundgepflegt. Zum Dank hat er dem Kloster ein kleines Beutelchen mit schwarzen, kleinen, harten Körnern geschenkt – indischer Pfeffer! Was für ein Schatz! Unser Koch hat die Suppe damit gewürzt – (schwelgerisch) ein Genuss! Auch wenn er sehr sparsam damit umging – nach einiger Zeit hatte er den Inhalt des Säckchens aufgebraucht … leider!

Kind:

Mein Vater, der Burgherr von Jerichow, hat mir einmal erzählt, wie köstlich solche Gewürze aus fremden Ländern sind. Aber auch sehr teuer.

Propst Isfried:

Die Geschichte geht noch weiter: Einer unserer Chorherren wusste Rat. Er verbringt besonders viel Zeit in der Bibliothek und studiert dicke Bücher in lateinischer Sprache: Dort hatte er vom Pfefferkraut gelesen. Viele denken, es sei ein Unkraut, weil es überall in den Wiesen am Elbufer zu finden ist. In dem Buch stand geschrieben, dass der Geschmack des Pfefferkrauts dem kostbaren indischen Pfeffer ähnlich sei. Also haben wir es hier im Garten angepflanzt. Und so können wir jetzt jeden Tag eine kräftig gewürzte Suppe essen.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow