Station: [5] Kapitelsaal
M: Das Gemurmel verstummt. Die 12 Chorherren haben sich im Saal versammelt. Propst Isfried eröffnet die Sitzung mit einer Lesung aus der Ordensregel der Prämonstratenser. Sodann trägt er ein Kapitel aus den Schriften des Kirchenvaters Augustinus vor. Von dieser Sitte der Kapitellesung leitet sich der Name des Raumes ab: Er wird als Kapitelsaal bezeichnet. Die Gemeinschaft der Chorherren wird „Ordenskapitel“ genannt. Isfried hat sie heute zusammengerufen, um eine für das Chorherrenstift Jerichow wichtige Entscheidung zu treffen. Ein Vertrag über den Kauf von Ländereien, die zum Roggenanbau genutzt werden sollen, soll nun endlich unterzeichnet werden. Doch gehen die Meinungen auseinander. Einigen der Chorherren erscheint der Kaufpreis zu hoch. So ist das Gespräch lebhaft, bis schließlich doch alle einverstanden sind und Isfried die Zusammenkunft für beendet erklärt. F: Im Kapitelsaal hat man alles beschlossen, was für das Kloster Jerichow wichtig ist: Wirtschaftliche, finanzielle und juristische Fälle wurden hier diskutiert, aber auch Fragen des religiösen Lebens. Nicht zuletzt versammelten sich die Chorherren hier, wenn interne und äußere Streitigkeiten das Zusammenleben belasteten. Wie wichtig der Kapitelsaal für das Zusammenleben im Chorherrenstift war, zeigt seine aufwendige Gestaltung. Typisch für einen Kapitelsaal sind die gewölbte Decke und die Zweiteilung durch die Säulen in der Mitte. Die archaische Gestaltung der Kapitelle zeugt davon, dass er als einer der ersten Räume schon im 12. Jahrhundert gebaut worden ist.
Foto: © Stiftung Kloster Jerichow