Station: [30] Wirtschaftsgebäude im Domänenhof


F: Am großen Hof des Klosters Jerichow reihen sich die Wirtschaftsgebäude der einstigen Domäne aneinander: Das sind vor allem Scheunen sowie Ställe für Pferde, Rinder, Schweine und Schafe. Auch wenn die hier stehenden Gebäude erst später errichtet wurden, befand sich auch dieses Gebiet innerhalb der Klostermauern. 1680 wurde das Gut mit Landwirtschaft, Viehzucht und Brennerei kurfürstlich-brandenburgische Domäne. Das Wort „Domäne“ stammt aus dem Lateinischen. Es war in Preußen ein fester Begriff für große Gutshöfe, die dem Staat gehörten und von Pächtern betrieben wurden. Auch die Felder, die einst zum Chorherrenstift gehört hatten, blieben Bestandteil der Domäne.

M: Am Wirtschaftshof liegt auch die spektakuläre Hauptfassade der Kirche: Die beiden hoch aufragenden Westtürme wurden erst nach 1200 errichtet. Sie sind also später entstanden als der Kirchenraum und die Klostergebäude. Weit in das flache Umland hinaus sind sie zu sehen. Über dem Westportal finden sich drei kleine Nischen, in denen je eine Terrakottafigur zu finden ist. In der Mitte steht Maria, die Mutter von Jesus Christus und Patronin der Kirche. Zu ihren Seiten finden sich Nikolaus, der Schutzheilige der Seeleute, die auf der Elbe fuhren, und der Kirchenheilige Augustinus, dessen Regeln die Grundlage für den Prämonstratenserorden bildeten.

F: Im 19. Jahrhundert wurden die historische Bedeutung und architektonische Qualität des Chorherrenstifts Jerichow wiederentdeckt. Ferdinand von Quast, einer der ersten Denkmalpfleger in Preußen, leitete damals die Renovierungsarbeiten.

Die Domäne existierte bis 1945, anschließend wurde sie in der DDR als volkseigenes Gut weitergeführt. Die historischen Umbrüche und Veränderungen im Lauf der Jahrhunderte spiegeln sich in vielen sichtbaren Veränderungen der Fassaden rund um den Wirtschaftshof. Fenster wurden versetzt, Gebäude aufgestockt und unterschiedliche Ziegel verwendet. Heute werden alle diese Gebäude wieder einheitlich verwaltet und gepflegt. Oberster Nutzungszweck ist neben dem Erhalt des Denkmalensembles eine der Allgemeinheit dienende Nutzung als Bildungsstätte sowie die Förderung von Kunst, Kultur, Religion und Forschung.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow