Station: [27] Ruhegarten


M: Auf der Wiese steht ein Kirschbaum, es wachsen Sträucher und Blumen blühen. Hier kann das Auge ausruhen und entspannen. Zur Zeit der Chorherren hingegen haben die Grünflächen innerhalb der Klostermauern eine klare Aufgabe: Aus ihnen versorgen sie sich mit Obst, Gemüse und Kräutern. Jeder freie Quadratmeter wird dafür genutzt. Vor 800 Jahren hat es ein Areal wie den Ruhegarten nicht gegeben.

F: Der Ruhegarten erinnert daran, dass Hausgärten in der heutigen Zeit noch andere Zwecke haben als im Mittelalter: Sie dienen vor allem der Erholung und sind ein Ausgleich zur Arbeit. Nichts entspannt viele Menschen mehr als in einem Garten auf grüne Blätter und bunte Blüten, auf Bäume und Sträucher zu blicken. Doch diese Art, Gärten zu nutzen, ist noch gar nicht so alt: Erst in der Zeit der Renaissance und des Barock wurden in Mitteleuropa die ersten Ziergärten angelegt, zunächst im Umfeld von Schlössern. Dort ist der Garten nicht mehr ein Ort harter Arbeit, sondern des Lustwandelns und der Suche nach Schönheit. Zierpflanzen wie die Rose oder die Tulpe traten ihren Siegeszug an. Doch blieb der Ziergarten auch in den folgenden Jahrhunderten noch die Ausnahme und der Nutzgarten die Regel. Erst mit der Ausbreitung der Einfamilienhäuser im 20. Jahrhundert wurden Ziergärten zum Massenphänomen. Dominierte selbst dort anfangs noch das Ziehen von Karotten und Salat, ist dies heutzutage mehr in den Hintergrund getreten – und immer mehr Nutzgärten von einst sind zu Ziergärten geworden.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow