Station: [26] Färbergarten
M: Wie stellen wir uns die Kleidung des Mittelalters vor? Bunt wie auf den Altargemälden und Glasfenstern jener Zeit? Oder doch eher graubraun, wie eine Mönchskutte aus grobem Leinenstoff? Die Menschen jener Zeit liebten farbige Stoffe genauso wie wir heutzutage. Denn Farbe bringt Abwechslung und Lebendigkeit, und sie sorgt für Eleganz.
Dementsprechend waren Färbemittel für Stoffe im Mittelalter sehr gefragt. Zu jener Zeit wurde meist mit pflanzlichen Farbstoffen gearbeitet. Der Anbau und Handel von Färberpflanzen hatte große wirtschaftliche Bedeutung. Mit Färberwaid lässt sich Schafswolle blau färben, mit Krapp wird sie rot, mit Reseda grün.
Hier im Färbergarten, optisch abgegrenzt durch einen breiten Weg, finden Sie eine Auswahl an solchen alten Färberpflanzen. Neben den gerade genannten Gewächsen ist dies auch die Schwertlilie, die blau färbt. Oder der Echte Eibisch für Hellgrün oder Graublau.
F: Die Färbepflanze wurde getrocknet und zerkleinert und in einem großen Kessel oder Topf mit Wasser gekocht, der sogenannten „Küpe“. So kann ein Farbstoffextrakt herausgefiltert werden.
Damit die Farbstoffe dauerhaft an den Fasern halten, mussten diese vor dem Färben gebeizt werden. Dafür wurden im Mittelalter Essig und Ammoniak – in Form von Urin – verwendet. Meist wurde nach dem Färben nochmals gebeizt – zur besseren Fixierung der Farbe. Heute hat man diese Alternativen zur chemischen Textilfärbung wiederentdeckt.
Foto: © Stiftung Kloster Jerichow