Station: [25] Wildkräuter


M: Im 12. Jahrhundert wird das Land hier an der Elbe urbar gemacht. Bäume werden gefällt, Lichtungen entstehen. Wo bisher ein fast undurchdringlich dichter Wald gewachsen ist, werden Siedlungen und Felder angelegt. Bäume und Äste werden zum Bauen oder als Brennholz verwertet. An den Rändern der neu erschlossenen Flächen können sich nun Wildpflanzen ausbreiten. Sie profitieren von mehr Licht und dem reichen Nährstoffgehalt der Böden. Zum Beispiel Giersch und Löwenzahn, wie wir sie bis heute als Unkraut in unseren Gärten finden. Doch damals lernt die Bevölkerung sie bald zu schätzen. Man probierte, welche Wildkräuter wohlschmeckend und welche bitter, ungenießbar oder gar giftig waren, und welche von ihnen bei Krankheiten eine heilsame Wirkung entfalten konnten.

F: An die große Bedeutung der Wildkräuter für die Ernährung und die Medizin erinnert der Wildkräutergarten. Er liegt zwischen dem Pumpenhaus und den langen Beeten der Feldfrüchte.

Gerade den Heilkräutern wurde in einer Zeit, in der Medikamente im heutigen Sinne nicht existierten, viel Aufmerksamkeit geschenkt. Ein Beispiel ist der Beifuß, die Mutter aller Heilkräuter genannt. Er ist eine hoch wachsende, krautige Pflanze mit spitz gefiederten Blättern und eher unscheinbaren kleinen Blüten. Gelehrte wie Hildegard von Bingen, Paracelsus oder Tabernaemontanus empfahlen ihn zur Geburtshilfe, insbesondere zur Förderung der Wehen, und auch bei Epilepsie. Er gehörte zum sogenannten „Kräuterstrauß“, der Maria geweiht war und zu Maria Himmelfahrt gesegnet wird.

M: Heute führt der Beifuß ein Schattendasein. Er wird allenfalls an Weihnachten zum Gänsebraten gegeben, um ihn besser verdaulich zu machen. So ergeht es vielen der hier zu findenden Pflanzen: Thymian und Salbei sind bekannt, aber was ist mit dem Bärwurz oder dem Muskatellersalbei? Es lohnt sich, genauer hinzuschauen!

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow