Station: [13] Der Kreuzhof


M: Es ist das Jahr 1552. Martin Luthers Reformation hat im Bistum Magdeburg immer mehr Anhänger gefunden. Weite Teile der Bevölkerung sind von der katholischen zur neuen protestantischen Kirche übergetreten. Auch die Klöster sind Luther ein Dorn im Auge – ihrer Treue zur katholischen Lehre, ihres großen Grundbesitzes und ihrer davon abgeleiteten Macht wegen. Die Klöster im Bistum Magdeburg werden aufgelöst und ihre Anlagen einer weltlichen Nutzung zugeführt. Nur drei alte Chorherren bleiben und halten noch Gottesdienste ab. Die Gebäude des Klosters übernimmt in jenem Jahr, 1552, der adlige Ritter Hans von Krusemark. Er verwandelt sie in einen Gutshof. Gebet, innere Einkehr und Seelsorge spielen hier erst einmal keine große Rolle mehr.

F: Alles, was bei der Bewirtschaftung des neuen Gutshofes keinen Zweck mehr erfüllte, verschwand in den folgenden Jahrhunderten: die Altäre und farbigen Glasfenster der Kirche, der Osterleuchter, die verzierten Arkadenfenster zum Innenhof. Vieles warf man in den Hof des Kreuzgangs. Am Ende der 1970er-Jahre trug man hier den Boden ab, der damals rund 80 Zentimeter über dem heutigen Niveau lag. Dabei machte man viele spannende Funde: So entdeckte man den Schmuck der mittelalterlichen Fenster des Kreuzgangs, das sogenannte Maßwerk. Auch farbige Scherben der einstigen Kirchenfenster wurden ausgegraben. Der spektakulärste Fund wurde hier schon im 19. Jahrhundert gemacht – der romanische Osterleuchter, der seitdem wieder in der Kirche steht.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow