Station: [11] Winterrefektorium


M Ein Stift oder Kloster wie Jerichow ist im Mittelalter ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen. Sie leben in einer Gemeinschaft. Alles wird geteilt. Der Platz für den Einzelnen ist klein, die Räume für alle sind groß. Die Chorherren in Jerichow verbringen die meiste Zeit des Tages gemeinsam – zum Gottesdienst treffen sie sich in der Kirche, für Versammlungen im Kapitelsaal, für die kurze Nachtruhe im Schlafsaal und für die Mahlzeiten im Refektorium. Davon gibt es hier sogar zwei – das einst zum Kreuzgang hin offene Sommerrefektorium und diesen Raum hier, das Winterrefektorium. In diesem geschlossenen und somit wärmeren Raum wurden in der kalten Jahreszeit die Mahlzeiten eingenommen.

F: Der Raum war einst sogar noch größer. Das sieht man an der letzten Säule, die heute in eine Wand eingemauert ist. Diese ist später hochgezogen worden. Niemals hätte man im Mittelalter die schönen Säulen in einer Mauer verschwinden lassen. Das Bedürfnis nach großen Räumen löste man mit Hilfe der Architektur. So erklären sich die im Mittelalter neuartigen gewölbten Räume auf wenigen Säulen. Das ganze Gewicht der Decke wird an diesen Punkten gebündelt. Die damals neue Bauweise hatte den großen Vorteil, dass keine tragenden Zwischenwände die Sicht versperrten und man sich frei im Raum bewegen konnte.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow