Station: [10] Heizanlage
M: Es ist Winter. Draußen herrschen frostige Temperaturen. Auch hier im Kreuzgang ist es kaum wärmer. Denn trotz der dicken Backsteinmauern bietet der Bau kaum Schutz vor der Kälte. Ein junger Mann ergreift mit klammen Fingern einen glimmenden Kienspan. Er facht etwas Reisig an, das er unter die aufgeschichteten Scheite gelegt hat. Schnell entzündet sich das trockene Holz. Bald steigt die vom Feuer erhitzte Luft nach oben, in das schmale, gemauerte Leitungssystem, das der Baumeister hier angelegt hat. So kann sich die Wärme gleichmäßig unter dem Fußboden des Raumes verteilen, der darüber liegt: Es ist das sogenannte Calefactorium, lateinisch für Wärmestube. Sie diente als Krankenlager und zum Aufwärmen an besonders kalten Wintertagen sowie als Schreibstube.
F: Das Wissen, wie eine solche Heizungsanlage zu bauen ist, stammte noch aus der Zeit der Antike. Bereits die alten Griechen hatten einst diese Technik entwickelt und die Römer führten sie bei ihren Thermenanlagen zu höchster Perfektion. Aus Italien kamen auch die Bauleute, die ein Jahrtausend später die Backsteinproduktion in Jerichow einführten. Sie haben auch das Heizungs-Know-how mit an die Elbe gebracht. So ist das Kloster Jerichow mit seiner Fußbodenheizung, hier in den wüsten Grenzlanden am Fluss, ein Leuchtturm der Zivilisation und Modernität.
Foto: © Stiftung Kloster Jerichow