Station: [1] Willkommen


M: Wir schreiben das Jahr 1144. Die Gegend hier, unweit der Elbe, ist dünn besiedelt und kaum erschlossen. Sie ist Grenzgebiet, denn das Territorium der deutschen Kaiser reicht nur bis zum jenseitigen Ufer des Flusses. Hier leben Heiden und Christen, Slawen und Deutsche. Sie sind Landwirte und Fischer. Auch das kleine Jerichow ist ein Fischerdorf mit einer slawischen Festung. „Jery-choff“ – auch der Name ist slawisch und lässt sich als ‚kühne oder kecke Burg’ übersetzen.

Nun versucht König Konrad III., durch gezielte Ansiedlung seine Herrschaft auf dieses Gebiet auszuweiten. Mit dem sogenannten „Wendenkreuzzug“ demonstriert der König seine Macht, und die Slawen, auch Wenden genannt, fügen sich der deutschen Herrschaft. In ebendieser Zeit gründet der Magdeburger Domherr Hartwig von Stade das Chorherrenstift hier in Jerichow.

F: Was aber gehörte zu einem solchen Chorherrenstift? Das kann man von diesem Standpunkt aus gut überblicken. Man sieht, was nach 1144 im Verlauf von über 100 Jahren gebaut wurde: Das wichtigste ist natürlich die Kirche. Schließlich spielten der Gottesdienst und das Beten im Tageslauf der Chorherren eine zentrale Rolle. Dazu brauchte man Schlaf-, Essens- und Versammlungsräume. Sie sind in den direkt an die Kirche angebauten Gebäuden zu finden. Doch wurde hier auch gearbeitet und Handel getrieben. Dafür benötigte das Chorherrenstift Wirtschaftsgebäude. Und es brauchte einen großen Garten, in dem Obst und Gemüse, Heilpflanzen und Kräuter angebaut werden konnten. Das Besondere am Stift – oder auch Kloster – Jerichow ist, dass Vieles bis heute erhalten ist.

Foto: © Stiftung Kloster Jerichow