Station: [9] Die Geschichte der Gerberei
Wie jedes alte Handwerk hat auch die Gerberei eine lange Geschichte. Schon die berühmte Südtiroler Gletschermumie „Ötzi“ war mit Fell und Leder bekleidet und hatte einen Köcher aus Rehfell dabei. Das Wissen um die Verarbeitung, Haltbarmachung und die Verwendung von Tierhäuten ist also schon Jahrtausende alt.
Zu allen Zeiten sollten die rohen Häute zuerst vor Verwesung geschützt und haltbar gemacht werden. Dazu musste man vor allem die Fleischreste entfernen. Das spätere Leder sollte je nach Verwendung hart und widerstandsfähig sein oder weich und geschmeidig. Es durfte nicht verwesen, sollte wasserabweisend sein und möglichst lange seine Eigenschaften behalten.
Auch aus dem alten Ägypten sind Darstellungen erhalten, die von der Lederherstellung zeugen. Häute und Felle von gejagten Wildtieren, später auch von Haustieren, wurden auch hier zu allen möglichen Zwecken verarbeitet: zu Sandalen, zu Riemen, zu Pelzkleidung… Möbel wurden mit Leder gepolstert, Zaumzeug und Sättel von Reittieren sind auch heute noch ohne Leder nicht denkbar.
Über Jahrtausende haben sich die Gerbereimethoden mit pflanzlichen Mitteln nicht grundlegend geändert, nur verfeinert.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts, mitten in der Industrialisierung, begann man mit der Nutzung von Chromsalzen. Das kürzte den vorher monatelangen Prozess von der rohen Tierhaut zum Leder stark ab. Hinzu kamen chemische Farbstoffe, die zu der großen Vielfalt beitragen, in der wir Leder heute sehen können.
Während im Deutschland der Zwanzigerjahre noch 61.000 Menschen in 2.700 Gerbereibetrieben beschäftigt waren, arbeiten heute nur noch wenige Betriebe nach traditionellen Gerbverfahren. Ihre Produkte gelten als besonders wertvoll und sind entsprechend teuer.
Alle Abbildungen: © Gemeinde Frickingen