Station: [8] Die Lohe
Lohgerberei, Lohmühle, Lohgruben … Was ist eigentlich die Lohe? Und welche Bedeutung hat sie für das Gerberhandwerk? Und was hat sie mit Loh- oder Schälwäldern zu tun? Wir merken schon – Lohe muss etwas mit Bäumen zu tun haben.
Da in der Rinde von Fichten oder Eichen ein sehr hoher Gerbsäureanteil enthalten ist, wurde vor allem diese für die Lohgerberei verwendet. Fichtenrinde wurde von der heimischen Forstwirtschaft bezogen. Die wertvollere Eichenrinde bezog die Gerberei Mantz von den Süd- oder Südosthängen des Kinzigtales und den Seitentälern des Schwarzwaldes. Man ritzte im Frühjahr die Rinde der ausgewählten Bäume mit scharfen Messern, den sogenannten Sasen oder Schnäkern, am Stamm entlang auf und löste sie mit einem Schällöffel von unten nach oben vom Stamm ab. Oben blieben die Rindenstreifen am Stamm hängen und trockneten an der Luft. Im Sommer wurden dann die getrockneten Rindenstreifen geerntet. Die Bäume wurden gefällt und zu Brennholz verarbeitet. Der Baumstumpf mit der Wurzel verblieb im Boden.
Doch damit hatten die Schälbäume noch nicht ausgedient. Die dünnen Zweige, die beim Fällen anfielen, wurden auf der abgeernteten Fläche abgebrannt, die Asche diente als Dünger für den nachfolgend ausgesäten Roggen oder Hafer. Deren Stroh war wegen der besonderen Halmstärke beim Decken von Strohdächern besonders begehrt. Im darauffolgenden Jahr konnte man noch Kartoffeln auf diesen Böden ziehen. Danach dienten die Flächen als Weideland. Allmählich trieben die Eichen aus ihren Wurzelstöcken wieder aus. Nach etwa 20 Jahren konnte man sie wieder schälen und die Rinde ernten. Der Kreislauf begann von neuem.
Wegen ihrer Mehrfachnutzung hatten die Eichenschälwälder in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große wirtschaftliche Bedeutung. Erst mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts kamen billigere Gerbmittel auf, und die Lohwälder verschwanden. Die darauf spezialisierten Dörfer verarmten, und ihre Bevölkerung musste sich woanders Arbeit suchen.
Alle Abbildungen: © Gemeinde Frickingen