Station: [7] Die Wasserkraft
Alles fließt – panta rhei – heißt ein antiker Sinnspruch, der auf die Philosophen Heraklit und Platon zurückgeht. In Altheim treibt die Wasserkraft des Dorfbachs nicht nur die Maschinen in der Tüftlerwerkstatt an …
… sondern auch zwei Getreidemühlen, zwei Ölmühlen, eine Sägemühle und eine Hammerschmiede. Auch zwei Hanfreiben gehörten dazu.
Hanfreiben sind für die Textilherstellung wichtig. Mit diesen Maschinen konnten vorbereitete und zu Zöpfen geflochtene Hanffasern ganz fein aufgefasert werden, so dass man sie – ähnlich wie Leinen – zu Tuch verarbeiten konnte.
Technisch handelte es sich dabei um Mühlen mit oberschlächtigen Wasserrädern, das heißt, das Wasser strömt durch eine Rinne von oben auf das Rad und treibt durch sein Eigengewicht die Schaufeln des Rades an. Nur die Hammerschmiede wurde durch ein unterschlächtiges Wasserrad angetrieben, bei dem das Wasser unterhalb des Mühlrades hindurchfließt.
Die Tüftlerwerkstatt erhielt über den so genannten „Gewerbekanal“ Wasser aus dem Dorfbach. Den 170 m langen Kanal hatte Maurermeister Josef Gasser gebaut und zum Gebäude geführt.
Die Wasserkraft lieferte genug Energie, um nicht nur die Maschinen in der Werkstatt anzutreiben. Tatsächlich wurde hier schon im Jahr 1924 Strom produziert, einige Zeit vor der Elektrifizierung des Ortes.
Anfang der Dreißigerjahre ersetzten die Widmers das Wasserrad durch eine Turbine. Dazu wurde der bis dahin offen geführte Gewerbekanal verdolt und ein Wassersilo gebaut, das nun das gesamte Gefälle und das gesamte Gewicht der Wassersäule als Antrieb nutzte.
Aber dennoch war die Energieausbeute der neuen Turbine etwas schwächer als die des Mühlrades. Um dies in der Werkstatt auszugleichen, wurde zusätzlich ein Elektromotor installiert.
Als die Gemeinde 1972 der Familie Widmer vorschlug, im Rahmen von Straßenbauarbeiten den Gewerbekanal aufzugeben, lehnte sie das Angebot ab. Und so dürfen wir bis heute über die ausgezirkelte Kraft- und Energieverteilung, die über die breiten Transmissionsriemen an der Decke läuft, staunen.
Alle Abbildungen: © Gemeinde Frickingen