Station: [18] Lilienthals Absturz und Tod


Der 9. August 1896 war ein sonniger, lauer Sommertag mit einem sanften Ostwind. Lilienthal war vormittags in Stölln angekommen. Sein Assistent Paul Beylich erwartete ihn und hatte das Untergestell des Großen Doppeldeckers aufgebaut – einen Flieger vergleichbar mit dem Normal-Segelapparat.

In der Woche zuvor hatte Lilienthal hier in Stölln Besuch des amerikanischen Physikers Robert William Wood gehabt. Er wollte einen Flugapparat erwerben und hatte auch selbst schon einige Versuche gemacht. Da Lilienthals Firma nur Eindecker im Angebot hatte, ließ Lilienthal auch für das darauffolgende Wochenende das Modell vorbereiten, das Woods Kaufinteresse entsprach.

Aber Wood war verhindert, Lilienthal kam allein nach Stölln und absolvierte seine Flugübungen mit dem Eindecker. Am frühen Nachmittag wird Lilienthal von einer thermischen Aufwindströmung ergriffen. Durch Körperverlagerung versucht er, den Apparat wieder unter Kontrolle zu bringen. Doch vergebens: Der Flugapparat steht still in der Luft, durch den Strömungsabriss verliert er den Auftrieb und stürzt kopfüber zu Boden.

Beylich eilt hinzu, findet den ohnmächtigen Lilienthal, der alsbald erwacht, nur ein wenig ausruhen möchte und sicher ist, bald weiterfliegen zu können. Lilienthal hat keine Schmerzen, denn er ist ab dem Torso abwärts gelähmt. Schnell wird er in den Stöllner Dorfgasthof gebracht und ein Arzt aus Rhinow hinzugerufen.

Während Lilienthal die Nacht auf einem Feldbett im Gasthof verbringt, eilt Beylich zurück nach Berlin, um Lilienthals Familie zu verständigen. Am Vormittag des 10. August trifft Gustav ein und lässt seinen Bruder mit Leiterwagen und Güterzug zurück nach Berlin bringen. Schon auf dem Weg dorthin fällt Lilienthal ins Koma und stirbt am späten Nachmittag in einer Klinik in Berlin-Mitte.

In visionärer Bescheidenheit hatte Otto Lilienthal 1894 einen seiner Vorträge so beschlossen:

„Zum Schluss möchte ich Sie noch bitten, das von mir Erreichte nicht für mehr zu halten als es an und für sich ist. Auf den Photographien, wo Sie mich hoch in der Luft dahinfliegen sehen, macht es den Eindruck, als wäre das Problem schon gelöst. Das ist durchaus nicht der Fall. Ich muss bekennen, dass es noch sehr vieler Arbeit bedarf, um dieses einfache Segeln in den dauerhaften Flug des Menschen zu verwandeln. Das bisher Erreichte ist für den Flug nichts anderes, als die ersten unsicheren Kinderschritte für den Gang des Mannes bedeuten.“

Wir sind nun am Ende unseres Rundgangs angekommen und hoffen, es hat Ihnen gefallen. Schauen Sie sich unbedingt noch den historischen Ort von Lilienthals Flugübungen an. Der so genannte Fliegerpfad führt Sie vom Museum bis zum Gollenberg, an Schautafeln und Modelle von Lilienthals Flugapparaten entlang.

Wir sagen: Danke fürs Zuhören und vielleicht bis bald im Lilienthal-Centrum Stölln.

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Zitat Lilienthal nach: Bernd Lukasch, Otto Lilienthal auf Fotografien, Friedland: edition lesezeichen 2016, S. 15.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln