Station: [12] Der Große Doppeldecker von 1895


Nach zahlreichen Versuchen beherrscht Lilienthal nun den Gleitflug. Doch er will Auftrieb und Steuerung verbessern. Um während des Fluges an Höhe zu gewinnen, muss er die Tragfläche vergrößern. Lilienthal konstruiert seinen ersten Doppeldecker:

„Es kam mir deshalb der Gedanke, zwei kleinere Tragflächen übereinander anzubringen, welche beim Durchsegeln der Luft beide hebend wirken. Es muss dasselbe Resultat sich ergeben, als wenn eine einzige Fläche die doppelte Tragfähigkeit besitzt, aber wegen ihrer Kleinheit den Schwerpunktsveränderungen genügend gehorcht.“

Mit anderen Worten: Lilienthal vergrößert die Tragfläche ohne jedoch die Breite und somit die Hebelwirkung der Flügel zu vergrößern. Ein Geniestreich! Seine Flugversuche sind vielversprechend:

„Schon bei 6 bis 7 Meter Windgeschwindigkeit kann ich fast horizontal von der Spitze meines Hügels absegeln.“

Mit zunächst knapp 20 und schließlich 24 Quadratmeter Segelfläche scheinen Lilienthals Doppeldecker den Weg in die Zukunft zu weisen. Der kleine Doppeldecker basiert auf dem Sturmflügelmodell, das Sie weiter links an der Wand in gelb sehen. Das Untergestell des großen Doppeldeckers ist in etwa baugleich mit dem Normal-Segelapparat aus dem Jahr 1894.

Lilienthal stellt seinen Großen Doppeldecker hier in Stölln unter, um ihn an den Wochenenden zu testen und weiterzuentwickeln. Als er am 9. August 1896 mit dem Untergestell des Großen Doppeldeckers seine Flugversuche macht, wird er von einer Bö ergriffen, stürzt 15 Meter in die Tiefe und bricht sich die Wirbelsäule. Er stirbt am folgenden Tag, mit nur 48 Jahren.

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Zitate nach Nitsch, Die Flugzeuge von Otto Lilienthal, Otto-Lilienthal-Museum 2016, S. 116 und 118.

Alle Abbildungen: © Lilienthal-Centrum Stölln