Station: [11] Die Musterbücher


Du bist neu hier, oder? Macht nichts, ich zeig dir, wie alles geht. Wir erstellen gerade die neuesten Musterbücher. Wenn man so will, sind diese Bücher unser größter Schatz, unser Kapital. In drei Tagen beginnt in Frankfurt die Interstoff, das ist eine der wichtigsten Textilmessen überhaupt. Bis dahin müssen alle Musterbücher fertig sein. Auf der Messe wollen wir immerhin die neueste Kollektion vorstellen.

Hier, nimm mal die Schere und den Kleber. Und hier sind die Stoffe – von jedem Stoff kommt ein Muster ins Buch. Wahrscheinlich sitzen wir bis morgen früh daran.

Weißt du, manchmal passiert es, dass sich ein Konkurrent heimlich eines unserer Gewebemuster beschafft – und ein anderer Weber fertigt dann ein Gegenmuster an. Das ist das Schlimmste, was passieren kann. Der finanzielle Schaden, der uns dadurch entsteht, ist gewaltig.

Ich erzähl dir mal, wie so eine Kollektion überhaupt entsteht: Das Musterungsteam entwickelt die neuen Dessins – so nennt man fortlaufende Muster. Die Leute, die die Muster entwerfen, nennt man deshalb auch Dessinateure. Ihnen bleibt für die Kollektion meist nur drei Monate Zeit.

Dazu sammeln sie eine Menge Informationen, zum Beispiel über die erwarteten Trends, man befragt Rohstoff- und Garnlieferanten, man redet mit den wichtigsten Kunden – und natürlich fährt man zu den wichtigen Modemessen in Paris, Mailand und Florenz. Dann wird diskutiert und schließlich die Ausrichtung der neuen Kollektion festgelegt. Das alles passiert zwei Mal im Jahr, immer für die jeweilige Saison. Ganz schön stressig ist das. Jetzt aber … weiter mit der Arbeit. Sonst werden die Musterbücher ja nie fertig.

Alle Abbildungen: © BRENNET Textilmuseum