Station: [i] Musik und Unterhaltung
„Tea for Two“gesungen von Marion Harris erfreute sich 1925, dem Jahr nach der Jungfernfahrt von SEEFALKE weltweit großer Beliebtheit. In den 46 Dienstjahren des Hochseebergungsschleppers wechselten sich anstrengende Einsätze ab mit Zeiten, wo es hieß, abwarten und Tee trinken bis der nächste Auftrag anstand. Aber was forderte die Zeit auf See und die Liegezeiten von der Mannschaft? Sie brachten in vielen Bereichen Verzicht mit sich, zum Beispiel Verzicht auf Nachrichten von Familie und Heimat. Der Kontakt zur Außenwelt lief über Funk und war den überwiegenden Teil des Tages auf dienstliche und für andere oft lebensrettende Kommunikation beschränkt. Ein Radio – wie dieses aus den Fünfzigern – war unter Deck nutzlos, wenn man sich nicht die Mühe machte, Drähte für den Empfang bis zu den Schiffsaufbauten zu verlegen. Die Matrosen von SEEFALKE bekamen ihr Radiogerät erst 1961/62, nachdem sie den Reeder Schuchmann da-rum gebeten hatten. Dieser soll ihnen auf ihre Anfrage geantwortet haben: [Sprecher 2]: „Demnächst stelle ich den Herren Matrosen noch ein Schwimmbad an Deck, damit sie ihre Eier schaukeln können.“ [Sprecher 1]: Daraufhin habe einer der Matrosen ruhig geantwortet: [Sprecher 2]:„Nee, brauchen wir nicht, wir haben Wasser genug an Deck, wir brauchen Radio.“ [Sprecher 1]: Am nächsten Tag hielten sie ihr eigenes Radio in der Hand. So war es der Mannschaft möglich, Nachrichten aus der Heimat zu hören. Musik im Radio zu hören und somit bei den Charts auf dem Laufenden zu sein, wie wir es heute kennen, spielte dabei weniger eine Rolle als die Nachrichten und Neuigkeiten aus der Heimat. Viele der Matrosen sorgten selbst für musikalische Stimmung an Bord, dafür wurde das Radio nicht genutzt. Zu bekannten Seefahrtsliedern wurden häufig eigene Strophen hinzugedichtet, die auf das eigene Schiff und dessen Besatzungsmitglieder Bezug nahmen. Neben Musik diente aber auch Anderes dem Zeitvertreib, wie Kartenspiele und Makramee, das kunstvolle Knüpfen von Seil, als Zeitvertreib. Als SEEFALKE 1970 außer Dienst genommen wurde, hatte sich nicht nur die Welt der Musik stark verändert – SEEFALKE war bei Weitem nicht mehr auf dem neuesten Stand der Seefahrtstechnik, wie es das Schiff noch bei seiner Jungfernfahrt als erster Motor- Hochseebergungsschlepper gewesen war.