Station: [5] Die Großenhainer Textilmaschinenfabrik
Das Museum ist viel zu klein, um die großen Maschinen aus der Großenhainer Textilmaschinenfabrik ausstellen zu können. Glücklicherweise sind noch viele Prospekte und Kataloge vorhanden. Sie zeigen, was hier in der fast 150-jährigen Geschichte hergestellt wurde:vor allem Webstühle, aber auch Scher-, Zwirn oder Raumaschinen, die für die Textilproduktion in aller Welt gebraucht wurden. Den Anfang machte 1853 Anton Zschille mit einer Maschinen- und Reparaturfabrik. Auf einem alten Druck ist sie abgebildet. Seit 1872 hieß sie Großenhainer Webstuhl- und Maschinenfabrik. Die Kataloge vermitteln einen Eindruck von der komplexen Technik, die hier ständig weiterentwickelt und erfolgreich in alle Welt verkauft wurde. „Großenhain hat Weltruf“ verkündete ein Werbeslogan der 1930er Jahre. Ab 1939 wurden auch Granaten für den Krieg gefertigt.
1947 verkaufte der verstaatlichte „volkseigene“ Betrieb die ersten neuen Webstühle. 1948 kam er zum Industriekombinat TEXTIMA. Neben dem internationalen Textilmaschinengeschäft musste der Betrieb auch den Bedarf an Gebrauchsgütern in der DDR decken: Kindergitter, Blumenkästen oder Teile für die begehrte TEXTIMA Wäscherolle. Sogar die ausgestellte Eierhandgranate wurde in der TEXTIMA gegossen. Als Wurfgerät kam sie auch im Schulsport der DDR zum Einsatz. Beim Mauerfall 1989 waren in dem zweitgrößten Großenhainer Betrieb fast 900 Personen beschäftigt. Neu entwickelte Spinnmaschinen konnten den Niedergang in der freien Marktwirtschaft nicht aufhalten. 1995 wurde die Gießerei geschlossen, 1998 wurden die letzten 70 Beschäftigten entlassen und die Produktion eingestellt. Für viele Großenhainerinnen und Großenhainer, die in der Textima Kindergarten, Ferienlager, Ausbildung oder Berufstätigkeit erlebt hatten, endete auch ein Stück Lebensgeschichte.
Foto: Textilmaschinenfabrik. © Museum Alte Lateinschule