Station: [3] Der Karzer
Achtung, Kopf einziehen, hinter der alten Holztür geht es in den Schulkarzer: ein enger, zwei Quadratmeter großer dunkler Raum mit unverputzten roten Ziegelwänden. In der Nische war früher ein Fenster, das heute zugemauert ist. Der Karzer ist ein Überbleibsel der Großenhainer Stadtschule, die sich bis 1840 in dem Gebäude befand.
„Die fleißigen Knaben und die Frommen
Werden nie ins Karzer kommen.
Ins Karzer, in das finstre Loch,
Nur die bösen Buben steckt man noch“,
hieß es in einem Lesebuch von 1868. Der Karzer zählte zu den strengsten Strafen an höheren Schulen und Universitäten. Der Schuldiener versorgte den „Häftling“, der dafür eine Gebühr zu zahlen hatte.
In der Glasvitrine an der Rückwand sind Funde ausgestellt, die bei der Sanierung 1992 unter den Dielen im Obergeschoss zutage kamen: ein Blatt mit Schreibübungen, ein Tintenfass und ein Kreisel. Über 40 Handschriften wurden geborgen, die einen seltenen Einblick in den Schulalltag zwischen 1744 und 1840 geben. Auffällig ist die große Zahl kirchlicher Texte. Religionsunterricht und die Vorbereitung der Gottesdienste spielten offenbar eine große Rolle. Kein Wunder: Die Lehrer waren meist Theologen und auch der Kantor gehörte zum Kollegium.
Foto: Karzer. © Museum Alte Lateinschule