Station: [16] Pilotenanzug


Der grüne Pilotenanzug aus glänzendem dichten Textilgewebe reicht vom Fuß bis zum Hals. Obenauf sitzt ein weißer Helm mit Glasvisier. Schnüre und Reißverschlüsse begleiten Rumpf und Arme. Der Anzug war lebensnotwendig, um beim Flug in bis zu 20 Kilometer Höhe den Unterdruck auszugleichen. Mit den Schnürungen wurde der Anzug am Körper festgezurrt, einzelne Kammern konnten zusätzlich mit Druckluft gefüllt werden. Über den luftdichten Helm erhielt der Pilot Sauerstoff, weitere Anschlüsse versorgten das beheizbare Visier und den Sprechfunk mit Strom.

Der High Tech-Anzug war kein Science-Fiction, sondern Alltag der sowjetischen Luftstreitkräfte in Großenhain. Im April 1945 hatte die Rote Armee den Flugplatz unzerstört eingenommen und baute ihn bis zum Abzug 1993 immer weiter aus. Bis zu 8000 Personen, Militärs, Zivilangestellte und deren Familien lebten in dem über 300 Hektar großen, streng abgeschirmten Standort. Der Pilotenanzug war bis in die 1980er Jahre in Gebrauch, als moderne Jagdbomber der Typen Suchoi 24 und MIG 27D in Großenhain stationiert waren.

Die Düsenjäger standen einsatzbereit in bunkerartigen Unterständen. An den Flugtagen war der Lärm der startenden Maschinen in der ganzen Stadt zu hören, auch nachts. Die Elsterwerdaer Straße wurde beim Start aus Sicherheitsgründen kurzzeitig gesperrt. Die Präsenz der Roten Armee hatte aber auch einige Vorzüge: In zwei Läden gab es Lebensmittel und Haushaltswaren, die sonst nicht erhältlich waren. Mit der letzten Iljuschin 76, die Richtung Heimat abhob, endete im August 1993 das Kapitel der Militärfliegerei in Großenhain.

Foto: Pilotenanzug. © Hans-Peter Klut