Station: [12] Das Porträt des Bürgermeisters Klemm


Das Porträt des Bürgermeister-Ehepaares Klemm ist das älteste Gemälde aus Großenhain. Ernst und gefasst schaut das gestandene Ehepaar den Betrachter an. Die schlichte dunkle Kleidung mit weißen Kragen unterstreicht den feierlichen Charakter. Unten halten sie sich an den Händen. Die Geste zeigt die enge Verbundenheit. Neben den Köpfen sind mit feinen Strichen die Familienwappen gemalt. Der Text darunter nennt die wichtigsten Lebensdaten. Da auch die Leichenpredigten erhalten sind, wissen wir über die Großenhainer Zeitgenossen von Heinrich Schütz und Rembrandt ziemlich gut Bescheid. 

Martin Klemm wurde 1618 als Sohn eines Tuchmachers in Großenhain geboren. Er arbeitete als Verwalter, später wurde er Tuchhändler. Zweimal geriet er im Dreißigjährigen Krieg in Gefangenschaft, wurde seiner Kleider beraubt und „übel traktieret“. 1646 heiratete er die 15-jährige Tuchhändlerstochter Elisabeth Eichler. 1655 wurde er Ratsherr und Kämmerer, 1670 Bürgermeister. 1694 starb seine Frau nach 47 ein Halb Jahren Ehe mit 5 Kindern, 25 Enkeln und 4 Urenkeln, wie der Text erklärt. Martin Klemm starb ein Jahr später als ältester Bürgermeister der Stadt und wurde im Familiengrab bei der Katharinenkirche bestattet. Wo das Bild hing, ist unbekannt. Ein Platz im Rathaus wäre für den angesehenen Bürgermeister genauso denkbar wie ein Bild in einer der Kirchen. Die Lebensgeschichten und die Tatsache, dass auch die Frau abgebildet ist, sprechen eher für die zweite Option.

Foto: Das Porträt des Bürgermeisters Klemm. © Museum Alte Lateinschule