Station: [7] Frauenarbeit
Sprecherin: Viele kräftige Männer waren in den Königshainer Granitsteinbrüchen unterwegs. Das heißt aber nicht, dass keine Frauen hier arbeiteten. Sie waren für Küche und Kantine zuständig oder kümmerten sich um die Büroarbeit. Aber! Es gab auch Frauen, die in die Steinbrüche gingen oder Steine direkt bearbeiteten. Ganz junge Mädchen waren das manchmal, gerade 16, oder auch ältere Frauen, die mit 70 Jahren jeden Tag hierherkamen. Anders als ihre männlichen Kollegen hatten sie keinerlei Berufsausbildung. Deshalb wurden sie für einfache Hilfsarbeiten eingesetzt: sie schlugen den Steinabfall mit langen Hämmern zu Schotter, sie polierten Steine oder schoben die Loren, in denen das Granit nach unten gebracht wurden, wieder hoch zu den Steinbrüchen. Das war mindestens genauso anstrengend, wie die Arbeit der Männer. Aber weil Frauen keine Ausbildung hatten, waren sie auch nicht krankenversichert. Sie mussten also selber sehen, wie sie mit Verletzungen umgingen oder überhaupt halbwegs gesund blieben.
Fuchs: Ich verstehe es einfach nicht. Wieso waren arbeitende Menschenfrauen so lange schlechter gestellt als Männer. Wir Füchse kennen das nicht. Weil, wenn die Füchsinnen nachher krank sind oder tot – das macht doch überhaupt keinen Sinn...
Sprecherin: Frauen durften an den langen – im Sommer oft 12 Stunden dauernden – Arbeitstagen mittags nach Hause gehen. Nicht, um Pause zu machen, sondern um die Hausarbeit zu erledigen. Seit 1891 galten gewisse Schutzmaßnahmen für Frauen, danach durften sie nicht für die körperlich schwersten Arbeiten im Steinbruch oder beim Transport eingesetzt werden. Doch wurden immer wieder auch Ausnahmen genehmigt. Und im Krieg, wo mehr und mehr Männer an die Front mussten, blieb die Arbeit sowieso an ihnen hängen. Erst als die harte Körperarbeit weitgehend maschinell geleistet wurde, bekamen Frauen bessere Positionen angeboten, zum Beispiel als so genannte Winkerinnen. Das ist ab Mitte des 20. Jahrhunderts ein für Steinbrüche typischer Beruf, denn für den reibungslosen Betrieb von Krananlagen brauchte es eben jene Winker und Winkerinnen, die darauf achteten, dass die Bahn, für die in den Steinbrüchen über den Köpfen der Arbeiter schwebenden Loren frei war, und niemand verletzt werden konnte.
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