Station: [6] Arbeitsbedingungen


Sprecherin: Auf dem Gelände der ehemaligen Königshainer Granitwerke befand sich natürlich nicht nur ein Küchengarten, eine Kantine und der Steinbruch. Wir werden gleich noch durch den heutigen Garten gehen, wo in kleinen Werkhütten alles gemacht wurde, um aus einem Granitblock gleich große – und natürlich möglichst viele – Pflastersteine zu schlagen. Tatsächlich wurden hier fast nur Granitsteine für den Straßenbau gefertigt. Aber es gab auch Ausnahmen. Doch dazu später.

 

Also, was heute der Garten ist, war früher ein Werkplatz. Hier wuchs nicht mal Löwenzahn, denn überall standen Granitblöcke zur Bearbeitung herum und es brauchte genug Platz, um die fertigen Pflastersteine zu stapeln und natürlich auch weiter zu transportieren. Die Werkhütten hießen bei uns Hundelbuden. Sie haben drei Wände und ein Dach, um die Arbeiter vor Wind und Regen zu schützen. Die Steinblöcke wurden dort in mit Sand gefüllten Kisten abgelegt. Denn obwohl die Steine schwer sind, können sie leicht an den Kanten brechen. Auf der Fotowand siehst du eine alte Aufnahme von 1920. Sie zeigt einen Absetzplatz mit Hundelbuden und Steinstreifen zur Weiterverarbeitung.

 

In anderen Werkhütten wurden Werkzeuge gebaut, die zur Steinbearbeitung nötig waren. Man konnte damals noch nicht in den Baumarkt gehen, und schnell mal Hammer, Zange oder Säge bestellen. Die meisten Sachen wurden vor Ort gemacht und repariert. 

 

Eule: Wohnten damals eigentlich alle, die hier arbeiteten, in Königshain?

 

Fuchs: Meine Mama hat mir erzählt, dass die Mama ihrer Mama morgens oft viele Arbeiter aus den anliegenden Dörfern hat kommen sehen. Stell dir vor, sie liefen den Weg aus Arnsdorf, Thiemendorf, Hilbersdorf und wie die Dörfer hier rundherum alle heißen zu Fuß. Manche mochten Füchse, und hatten schon mal ein leckeres Hühnerei für die Mama der Mama meiner Mama dabei oder ein paar süße Beeren. Andere fuhren mit dem Fahrrad. Aber das war wohl eher selten. Wer konnte sich damals schon ein Fahrrad leisten!?
 

Foto: © SOMV gGmbH