Station: [7] Mathematiker, Musiker und Sternengucker


Wo genau sie stand, weiß heute niemand mehr so recht. Aber dass es sie gab, daran besteht kein Zweifel: Die erste Sternwarte Mecklenburgs befand sich hier, in Ivenack!

Und das hat mit einem gewissen Joachim Trumpf zu tun, der als Küster und Organist nach Ivenack kam. Trumpf wurde wahrscheinlich 1687 in Malchow als Sohn eines armen Webers geboren. Sein Vater Christoffer verdiente sich ein Zubrot als Küster und vererbte sein musikalisches Talent offenbar auch an seinen Sohn. Seine Jugendjahre verbringt der junge Trumpf mit seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder im benachbarten Stavenhagen. Als junger Erwachsener kommt er in das schwer vom Dreißigjährigen Krieg gezeichnete Dorf Ivenack. Gerade hat Ernst Christoph von Koppelow das Gut erworben und den Wiederaufschwung eingeleitet. Die umgebaute und sanierte Kirche wird die Wirkungsstätte von Trumpf. Doch nicht nur. Trumpf interessiert sich für Mathematik, Experimentalphysik und Musiktheorie und erwirbt eine umfassende Bildung – als Autodidakt. Er korrespondiert mit einigen herausragenden Wissenschaftlern und Musikern seiner Zeit. Und als sich im März 1843 ein großer, sehr heller Komet tagelang in der Nähe der Erde aufhält, geraten Trumpf und seine Zeitgenossen in ein regelrechtes Kometenfieber.

Der vielseitig begabte Trumpf konstruiert ein 40 Meter langes Teleskop, dessen Linsen er selbst schleift. Dabei stützt er sich auf die Forschungen seines Zeitgenossen, des niederländischen Gelehrten Johannes Hevelius. Mit seinem Teleskop – dem wohl damals längsten weltweit – stellt Trumpf astronomische Beobachtungen an, die zwar von seinen Kollegen beachtet und gewürdigt, jedoch nicht für die Nachwelt erhalten werden.

Nicht anders verhält es sich mit seinen musiktheoretischen Schriften. Die acht Quartbände, in denen er sein Wissen zum Orgelbau festhielt, sind nicht überliefert. Joachim Trumpf starb 1769 mit über 80 Jahren, während er an der Neuaufstellung einer Orgel arbeitete – allerdings nicht in Ivenack, wo er doch fast sein ganzes Leben verbracht hatte, sondern in Burg Stargard, nur einige Kilometer süd-östlich von hier

Foto: © Lisa Ruschin