Station: [2] Marstall


Früher wieherte, scharrte und schnaubte es hier. Pferde haben in Ivenack eine lange Tradition! Das 1666 gegründete Gestüt gehörte zu den ältesten in Mecklenburg. Und auch der Gutsbesitzer Helmuth Burchard Hartwig Freiherr von Maltzahn, Graf von Plessen war ein echter Pferdenarr. Zwischen 1770 und 1780 ließ er für seine Vollblüter dieses prächtige, halbrunde Gebäude errichten – den Marstall. Und hier kam im Jahr 1793 der berühmteste Hengst der Ivenacker Pferdezucht zur Welt: der Apfelschimmel Herodot, dessen Büste die Außenfassade des Marstalls ziert und dessen abenteuerliches Leben eng mit der ganz großen Weltgeschichte verbunden ist.

Der junge Vollblüter galt als einer der besten Deckhengste seiner Zeit und erregte die Aufmerksamkeit des französischen Kaisers und Pferdeliebhabers Napoleon Bonaparte. Nachdem der französische Kaiser in der Schlacht bei Jena und Auerstedt die preußische Armee geschlagen und Mecklenburg besetzt hatte, sandte er Kundschafter aus, die Herodot finden und zu ihm bringen sollten. In Ivenack war man auf der Hut und suchte ein Versteck für das kostbare Tier. Man fand es – wie sollte es anders sein – in dem Stamm einer alten, hohlen Eiche. Allerdings vergebens. Denn als die Franzosen an der Eiche vorbeiritten, witterte Herodot den Geruch der Stuten und machte sich durch lautes Wiehern bemerkbar. Der Hengst wurde fortgeführt und musste Napoleon auf seinem Russlandfeldzug begleiten.

Elf Jahre blieb Herodot im Besitz des Franzosen. Doch Napoleons Stern sank und die Schlacht von Waterloo besiegelte sein Schicksal. Noch während der Wiener Kongress tagte, schickte der Ivenacker Gutsherr seinen Stallmeister nach Frankreich, um dort nach dem Hengst zu suchen. Der Stallmeister wurde fündig, rettete Herodot und brachte ihn zurück nach Mecklenburg. Hier waren dem weitgereisten Hengst noch mehr als zehn ruhige Lebensjahre vergönnt. Als Herodot 1829 starb, begrub man ihn – wie sollte es anders sein – am Fuß einer Eiche, der „Herodoteiche“.

Die Sanierung des Marstalls wurde 2022 abgeschlossen. Hier haben sich Tradition und Moderne vereint und die ehemalige Unterkunft der Pferde beherbergt nun die Büros des Forstamts Stavenhagen, das die Ivenacker Eichen bewirtschaftet. Auch das Gemeindebüro des Bürgermeisters ist hier zu finden. In den linken und rechten Dependancen befindet sich privates Wohneigentum.

Foto: © Lisa Ruschin