Station: [4] Haus 1_EG: Töpferei im Reinhardswald


M: Schalen, Vasen, Teller und Karaffen, gepunktet oder mit Blätter- und Blumenmustern verziert – es sind keine gewöhnlichen Tongefäße, die in den Vitrinen stehen. Sondern wertvolle Relikte des traditionellen Töpfereihandwerks, das in Hessen, insbesondere rund um den Reinhardswald, eine lange Geschichte hat. Sie reicht weit bis ins Mittelalter zurück.

F: Die edlen Gefäße waren nicht für den täglichen Gebrauch gedacht, sondern schmückten Festtafeln bei Hochzeiten und Geburtstagen. Alltagsgeschirr – etwa zur Vorratshaltung oder für die Milchverarbeitung - wurden zwar in großen Mengen hergestellt, konnten jedoch nicht in die Gegenwart gerettet werden. Die Zierkeramik hingegen überdauerte die Zeiten. Die kunstvollen Stücke waren nicht so starkem Verschleiß ausgesetzt wie die Gefäße, die im Haushalt benutzt wurden.

M: Im 18. und 19. Jahrhundert gab es dreizehn Töpferorte im Reinhardswald, Mitte des 19. Jahrhunderts allein 15 Töpfermeister in der Region um Hofgeismar. Die regionale Töpferei profitierte von den ausgezeichneten geologischen Bedingungen mit reichen Tonvorkommen sowie reichlichem Zugang zu Wasser und Holz.

F: Mit stilvollen Dekorationen und individueller Farbgestaltung zeigten die Töpfer das vielseitige Spektrum ihres Schaffens. Ihre Gefäße in gelben und braunen Farbtönen verzierten sie mit aufgelegten Blättern, Punkten, Beeren- und Rosettennuppen, die sie – ganz nach dem Vorbild der Marburger Töpferei – mit Modellen oder Stempeln auftrugen. Die heimischen Töpfer hatten jedoch ihre eigene Handschrift, sodass wir vom Reinhardswald als einer eigenständiger Töpferlandschaft sprechen können.

M: Anfang des 20. Jahrhunderts sank die Nachfrage nach einfacher Irdenware. Stattdessen wurden kostengünstigere emaillierte Waren und Porzellan immer beliebter und verdrängten allmählich die traditionelle Töpferei.

F: Dem Töpferhandwerk treu blieb der Keramiker Rolf Weber. Was er aus Ton erschaffen hat, sehen Sie in „seiner Werkstatt“ – im Kellergewölbe.

Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield