Station: [21] Haus 2_2. OG: Zünfte
F: Zünfte gehörten zu den ersten Berufsvereinigungen der Handwerker und Kaufleute. Wann es die ersten Zünfte gab? Das Datum können wir nicht genau festlegen, Belege aus dem späten Mittelalter fehlen vollständig. Doch Zünfte hat es hier dennoch gegeben, das konnten wir indirekt erschließen.
M: In drei Räumen haben wir die Geschichte der Zünfte aufbereitet. Viele Belege wie Zunftbriefe, Zunftsiegel und Zunfttruhen bezeugen die Vielfalt des Handwerks in Hofgeismar.
F: Hier in der Vitrine steht eine Zunfttruhe aus der Zeit um 1450 bis 1500, die aus dem Umfeld des Hofgeismarer Bauhandwerks stammt. Sie ist eine der ältesten Exponate, die die lange Tradition des Handwerks in Hofgeismar belegt. Neben ihrer praktischen Funktion hatte so eine Zunfttruhe auch eine rituelle Bedeutung. „Bei geöffneter Lade“ war ein ganz besonderer Moment. Denn in der Zunftlade wurden die Schriftstücke und das Geld der Zunft verwahrt. Zur Sicherheit dieses Vermögens hatten viele Zunfttruhen zwei Schlösser – manche sogar drei! – deren Schlüssel sich in verschiedenen Händen befanden. Die eine Hand konnte ohne die andere die Truhe nicht öffnen. So sah Diebstahlsicherung im Mittelalter aus!
M: Zu den „alten“ Zünften in Hofgeismar gehörte auch die Bäckerzunft. Auf den überlieferten Zunftlisten sind alle zünftigen Bäckermeister Hofgeismars von 1599 bis 1908 aufgeführt. Besonders schön ist hier das ausgestellte Zunftbuch aus den Jahren 1651 bis 1817, in dem handschriftlich alle Bäckermeister verzeichnet sind.
F: In den anderen Vitrinen haben wir Fundstücke aus weiteren Zünften ausgestellt. So auch ein Schusterglas, mit dem die Schuster das einfallende Licht brachen, um besser sehen und arbeiten zu können. Sie sehen es auf Ihrem Bildschirm, so können Sie es hier leichter finden.
M: Heute sind die klassischen Zünfte zwar Geschichte, aber noch lange nicht vergessen. Besonders im Handwerk lebt ihre Tradition fort. Immer noch gehen Gesellen – und heute auch Gesellinnen – auf die Walz und tragen Zunftkleidung.
F: Lassen Sie nun die Zünfte hinter sich. Wir hören uns am Modell des Gesundbrunnens wieder!
Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield