Station: [9] 2. OG: Die Brunnen-Apotheke
M: Bitte, was darf`s sein?
F: Sie stehen vor der Offizin, also dem Verkaufsraum der Brunnen-Apotheke aus dem Jahre 1768. Bis weit ins 18. Jahrhundert durften Kundinnen und Kunden die Offizin nicht betreten. Ihr Rezept reichten sie dem Apotheker durch ein großes Verkaufsfenster. Während der Apotheker die Arznei am Rezepturtisch zubereitete, warteten die Kundinnen und Kunden vor der Apotheke bis die Medizin fertig war. Über dem Rezepturtisch hing damals eine Walrippe, die jetzt unsere Wand schmückt. Jede Apotheke, die etwas auf sich hielt, nutzte auffällige Statussymbole zu Werbezwecken.
M: Die Einrichtung dieser Apotheke ist besonders kunstvoll gestaltet. Verweist ihr Name – Brunnen-Apotheke – doch auf den Gesundbrunnen des Kurortes „Bad Hofgeismar“. Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Mineralquelle entdeckt. Ihr wurde zugeschrieben „Blind-, Taub- und Stummheit“ heilen zu können. Unter dem hessischen Landgrafen Karl und seinen Nachfahren wurde Hofgeismar im 18. Jahrhundert zu einem prächtigen Kurort ausgebaut, zu Bad Hofgeismar! In diesem Zug entstand in der Nähe des Gesundbrunnens auch die Brunnen-Apotheke, gegründet von Apotheker Georg Wilhelm Sander. Nur vier Jahre später, 1772, musste er die Apotheke wieder schließen, da Pacht und Steuern zu hoch waren.
F: Im hinteren Teil des Raums zeigen wir in einer verschlossenen Glasvitrine einen Teil der Drogen- und Chemikaliensammlung der Sanderschen Hirschapotheke. Sie ist rund 150 Jahre alt. Doch warum gab es in Apotheken Drogen- und Chemikaliensammlungen?
M: Als Drogen werden getrocknete pflanzliche und tierische Stoffe bezeichnet. Apothekerinnen und Apotheker mussten die Inhaltsstoffe der Drogen und Chemikalien gut kennen. Verwechslungen konnten schwerwiegende Folgen haben. Eine Sammlung mit Drogen- und Chemikalienmustern war ihnen eine große Lernhilfe.
F: Weiteres Wissen bezogen sie aus Büchern, wie wir sie in unserer wissenschaftlichen Bibliothek in Höhe der Korken-Kisten zeigen.
Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield