Station: [6] EG: Zuckerfabrik und Destillieranlagen
M: Wir verweilen einen Augenblick bei dem ungewöhnlichen „Kegel mit Korken“. Es ist ein Zuckerhut. Doch was hat Zucker in einem Apothekenmuseum verloren?
F: Lange war Zucker ein begehrtes Luxusgut, in keiner Apotheke durfte er fehlen. Die Apotheker nutzten die konservierende Wirkung des Zuckers, um „größere“ Mengen von Elixieren und Arzneien herzustellen. Bis in die 1970er-Jahre hinein stellten sie auch Zuckersirup noch selbst her, aus dem sie dann wiederum Hustensirup machten.
M: Doch nun zurück zu unserem Zuckerhut. Der Apotheker Heinrich Wilhelm Sander, ein Vorfahre unseres Museumsgründers, baute 1841 auf der Strauchmühle bei Hofgeismar eine Zuckerfabrik. Hier wurden Rüben gehexelt und aufgekocht. Die Rübenschnitzel wurden in einer Presse – sie steht gleich neben dem Zuckerhut – zu Sirup gepresst, der Sirup in den Zuckerhut gegossen. Die Flüssigkeit kristallisierte. Es dauerte ungefähr einen Monat bis ein Zuckerhut fertig war, der sagenhafte 50 Kilogramm wog.
Hohe Steuern, ausgelaugte Felder und eine schlechte gesundheitliche Verfassung zwangen Heinrich Wilhelm Sander nach sechs Jahren dazu, die Zuckerfabrik zu schließen.
F: Wenn Sie sich umdrehen, sehen sie eine große Maschine mit Messingkesseln. Es ist eine Dampfdestillationsanlage – viel ausgeklügelter als die Destillationsöfen mit ihren Retorten, die Sie im Keller gesehen haben. Das „Ungetüm“ – wie wir es liebevoll nennen –, ist eine „Multifunktions-Apparatur“. Mit ihr konnten die Apotheker nicht nur destillieren, sondern unter anderem auch Rohstoffe schmelzen, um zum Beispiel Salben herzustellen.
M: Ihr Rundgang führt sie nun weiter ins erste Obergeschoss. Nehmen Sie dazu bitte die Treppe am Eingang.
Fotos 1,3: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield
Foto2: © Dagmar Trüpschuch