Station: [4] KG: Destillationsöfen
M: Sie stehen vor unserem „Faulen Heinz“. Es ist ein nachgebauter Destillationsofen aus dem 17. Jahrhundert. Destillation ist ein wichtiger Prozess, um die Essenz oder die reinen Bestandteile einer Substanz durch Erhitzung zu extrahieren. Doch warum faul?
F: Im 16. Jahrhundert kam mit dem sogenannten Bequemlichkeitsofen ein besonderer Ofentyp auf den Markt. Im Hauptturm ist ein Kohlenspeicher mit einem gesonderten Schacht für das Brennmaterial. Aus dem Schacht rutschte die Holzkohle stetig nach, sodass verbrauchtes Brennmaterial automatisch nachgefüllt wurde. Der Laborant musste also nicht mehr regelmäßig Holzkohle nachlegen. Daher kommt wahrscheinlich der Name „Fauler Heinz“.
M: Auf dem Ofen stehen Retorten, einfache Destilliergeräte. Es sind Glaskolben, die sich über ein langes, abwärts gebogenes Rohr zum Ende hin verjüngen. In den Kolben wird die zu destillierende Substanz eingefüllt. Durch die gleichmäßige Hitze kondensiert die verdampfte Substanz und tropft oder fließt in das Auffanggefäß.
F: Der doppelzügige Blasebalg brachte den Ofen in Gang. So ein Ofen konnte auf bis zu 1200 Grad erhitzt werden. In greifbarer Nähe standen mit Wasser gefüllte Fässer. In diese tunkten die Alchemisten Tücher und wickelten sie sich um den Kopf. So schützten sie sich vor der Hitze. Gegenüber des „Faulen Heinz“ stehen einige dieser Fässer.
M: Der flache, eckige Destillationsofen wurde in der Mitte des 15. Jahrhunderts genutzt. Das Modell hat für jede Herdstelle einen eigenen Kohleschacht, um verschiedene Hitzegrade zu erreichen.
F: Kräuter für eine Destillation wurden in einem großen Holzmörser mit einem sehr großen Pistill zerstoßen. Sie kommen daran vorbei, wenn Sie zu Ihrer nächsten Station gehen – links vom Eingang. Wir verraten Ihnen noch: Die Arbeit mit dem Holzmörser war sehr laut und staubig!
Fotos: 1, 2, 4: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield
Foto 3: © Dagmar Trüpschuch