Station: [11] 3. OG: Die Sandersche Hirschapotheke


F: Soeben haben Sie die Sandersche Hirschapotheke aus dem Jahr 1801 durch die Originaltür betreten. Die Offizin spiegelt mit ihren Farben und Formen den Zeitgeist des 19. Jahrhunderts wider. Der damalige Apotheker Carl Friedrich-Sander hatte alles daran gesetzt, seinem Verkaufsraum Eleganz zu verleihen. So ist auch die Vergoldung an den Stelen echtes Blattgold! 

M: Die Apotheke empfing ihre Kundinnen und Kunden rund 170 Jahre lang in diesem schönen Ambiente. Dann wurde sie vollständig renoviert, der alte Bestand wurde auf dem Dachboden gelagert. Zum Glück für unser Apothekenmuseum!

F: In den Regalen stehen verschiedene Standgefäße aus Glas, Holz und Porzellan, Messbecher, Schalen und Mörser sowie elegante Sirup-Kannen. Denn die Apotheker stellten in dieser Zeit beispielweise den Hustensirup noch selbst her. Die Standgefäße mit den blau umrandeten Etiketten sind aus dem Jahr 1801, die mit den schwarz- oder rotumrandeten Schildern aus dem Jahr 1871. 

M: Der verschlossene Glasschrank auf der linken Seite ist ein sogenannter Giftschrank. Er enthält stark wirkende Arzneimittel, die im Apothekerjargon als „Gifte“ bezeichnet werden. Jede Apotheke hat auch heute noch einen fest verschließbaren Gift- und Betäubungsmittelschrank. 

F: Die Behälter der Gifte trugen Etiketten mit weißer Schrift auf schwarzem Grund. Der Verkehr mit Giften nahm in der Apotheke eine Sonderstellung ein und für ihre Verarbeitung wurden besonders gekennzeichnete Geräte verwendet. Einerseits wurden Gifte zu Arzneien verarbeitet, andererseits zur Schädlingsbekämpfung genutzt. Akribisch führten die Apotheker und Apothekerinnen ein Giftbuch. 

M: Die Hirschapotheke befand sich von 1706 bis 2013 am Marktplatz in Hofgeismar. Wenn Sie einen Blick aus dem Fenster werfen, sehen Sie die Marktstraße – als Fototapete. Bis 2012 war die Apotheke in Familienbesitz, zuletzt wurde sie von der Apothekerin Sigrid Friedrich-Sander geleitet, bevor sie sie verkaufte. Die Apotheke schloss 2013 für immer ihre Türen.

F: Ihre letzte Station ist draußen, in unserem Garten. Ein Kräutergarten gehörte einst zu jeder renommierten Apotheke. 

Fotos: © Stadt Hofgeismar / Paavo Blåfield