Station: [61] Rätselhafte Amulette


Die Vorstellung des Todes war auch für die Kelten mit tiefen Ängsten verbunden. Davon zeugen Gegenstände, die man in den Gräbern 30 und 87 fand. Sie dienten offenbar keinem praktischen Nutzen und entsprechen nicht dem typischen hallstattzeitlichen Schmuck. Bei ihnen handelt es sich vielmehr um unheilabwehrende Amulette und Talismane, wie sie aus zahlreichen Gräbern des vorrömischen Mitteleuropa belegt sind. 
Auffällig ist, dass sie sich besonders häufig in Gräbern von Kindern und jungen Frauen finden - also Personen, die unverhältnismäßig früh gestorben waren. Manchmal geht die Beigabe von Amuletten auch mit besonderen Manipulationen am Leichnam einher. 
So findet man entsprechende Gegenstände oft bei Toten, die offensichtlich gefesselt, verstümmelt oder in einer unnatürlichen Körperhaltung bestattet wurden. 
Beides trifft auch auf die Gräber im Magdalenenberg zu. In Grab 30 wurde eine Frau bestattet, deren Knochen ohne anatomischen Zusammenhang im Sarg verstreut vorgefunden wurden. Als Beigaben kamen ein Eberzahn sowie eine jungsteinzeitliche Pfeilspitze zutage, die wohl aufgrund ihrer bizarren Form gesammelt worden waren. In Grab 87 wurde eine Jugendliche nachgewiesen.
In ihrer Bestattung wurde ein eigenartiger Schmuck aus Bronzegegenständen gefunden, die auf einen Ring aufgezogen waren. Solche Amulette dienten wohl in vielen Fällen zum Schutz vor den Toten, deren Rückkehr als Wiedergänger man fürchtete.
Vielleicht steht dies in Zusammenhang mit einer Seelenwanderungslehre, von der antike Autoren berichten. Der Amulettgebrauch erreichte in der späten Hallstattzeit seinen Höhepunkt und nahm schließlich ab. Ob dies mit sozialen oder religiösen Veränderungen innerhalb der keltischen Gemeinschaft zu tun hat, kann nicht beantwortet werden.

Foto: © Franziskanermuseum